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Peter Liebe, Kreishandwerksmeister

Liebe Handwerkskolleginnen, liebe Handwerkskollegen,

Schauen oder hören Sie noch Nachrichten? Eine Hiobsbotschaft jagt die Nächste. Unsere Mitglieder sind dadurch total verunsichert und treten auf die Investitions- bzw. Kaufbremse. Deshalb freue ich mich, hier wieder einmal GUTE NACHRICHTEN verkünden zu können.

Nach dreieinhalb Jahren, also einer gefühlten Ewigkeit, hatten wir nun Anfang August alle Genehmigungen, Gutachten, Gründungen und Stellungnahmen beisammen und konnten den Elbflügel des Rittergutes Riesa endlich kaufen. Pünktlich zur Vertragsunterschrift hatte die Feuerwehr die Handwerksfahne am Giebel angebracht.

Jetzt können wir endlich loslegen. Mit der vertraglich geschlossenen Kooperationsvereinbarung zwischen unserer Kreishandwerkerschaft und unserer Handwerkskammer Dresden setzt das Handwerk hier ein starkes Zeichen für die ländliche Region und darüber hinaus. Die Einsatzstelle der sächsischen Jugendbauhütte wird hier genauso eine Heimat finden wie unsere Offene Werkstatt und, allerdings in weiter Zukunft, auch die Geschäftsstelle der Kreishandwerkerschaft. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Mitstreitern recht herzlich für ihren Einsatz bedanken. Dieses Projekt wird nur im Team zu schaffen sein. Auch bedanken möchte ich mich bei den eingebundenen Mitgliedern der sächsischen Staatsregierung und ihrer Ministerien für ihr Engagement.

Apropos Offene Werkstatt – die Feriencamps sind wieder sehr gut angenommen worden und wir planen fürs neue Schuljahr ein Schülerlabor sowie Arbeitsgemeinschaften für sechs Handwerksberufe. Das ist Berufsorientierung vom Feinsten mit Fachleuten aus den verschiedensten Branchen.

In letzter Zeit geisterten immer wieder Bilder von Handwerkern und aktuellen Bundespolitikern durch die Presse und die sozialen Netzwerke. Einige Kommentare sprechen da schon von hofieren der Macht und warnen auch davor. Wie fragil solche Politiker-/ Handwerker-Verbrüderungen sind, hat meine Branche schmerzlich erfahren müssen. Seit einigen Jahren wählt der Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks zum „Tag des deutschen Brotes“ einen Brotbotschafter aus den Reihen der Politik. Wir hatten u.a. schon Cem Özdemir, Christian Lindner, Peter Altmaier und zuletzt Gitta Connemann. In diesem Jahr wurde SPD-Chef Lars Klingbeil gewählt. Bei der Vorstellung des neuen Brotbotschafters lobte er das Handwerk als Säule der deutschen Wirtschaft, kannte alle Probleme, welche das Handwerk zurzeit beschäftigen, und versprach, sich für das Handwerk, in diesem Fall besonders für das Bäckerhandwerk, einzusetzen. Irgendwas muss er da total missverstanden haben, denn als die Mindestlohnkommission die moderate Anhebung des Mindestlohnes bekannt gab, war er einer der lautesten und schärfsten Kritiker dieser Empfehlung. Er wollte mindestens auf 14,00 € gehen, also noch einmal einen Aufschlag von 17 %. Diese Preisspirale ist bald nicht mehr auf die Preise umlegbar. Leider sind wir nicht die Deutsche Bahn, die mit einem irrsinnig hohen Tarifabschluss von sich reden gemacht hat. Ja, wer das Monopol hat …

Und als wäre das nicht schon genug, plant man in Berlin die Überarbeitung des Nutri-Score für Lebensmittel – für uns Bäcker würde die vorgelegte Planung bedeuten, dass unsere Brote und alle Brötchen als ungesund eingestuft werden. Jahrelang haben wir geworben, mit Natursauerteig ohne Zusatzstoffe zu arbeiten und haben uns damit von der Industrie positiv abgesetzt. Hier in Deutschland wird der Weizen bzw. das Weizenmehl verteufelt, während in den südlichen Ländern und Frankreich fast ausschließlich Weizenprodukte gegessen werden.

Vielleicht sollten wir in unserer Offenen Werkstatt ein Forschungsprojekt etablieren, welches sich damit beschäftigt. Nachdenkenswert ist das auf jeden Fall.

Ihr Kreishandwerksmeister
Peter Liebe