Innovationskonferenz 2022
Innovationskonferenz 2022

Die Kreishandwerkerschaft Region Meißen hatte für den 16. Mai 2022 Vertreter des Hand­werks, der regionalen Wirtschaft, Politik und Interessenten zur bereits vierten Innovationskonferenz in das Rathaus Riesa eingeladen. Insgesamt 80 Gäste folgten dem Aufruf, sich über die neuesten Entwicklungen im Projekt „WIR – das Handwerk als Innovationsmotor der Region Meißen“ zu informieren.

Empfangen wurden die Gäste bereits im Hof durch den Markt der Teilprojekte. Mitarbeiter des Projektes präsentierten den Teilnehmern erste Resultate aus drei Jahren Projektlaufzeit.

Als stellvertretender Kreishandwerksmeister begrüßte Thomas Möbius das Publikum. Nach einem Grußwort durch das Stadtoberhaupt und Hausherrn der Veranstaltungslocation, Oberbürgermeister Marco Müller, erwartete die Gäste eine Kurzvorstellung des Gesamtprojektes durch den Bündnissprecher Jens-Torsten Jacob. In den vergangenen Jahren wurden drei Säulen im WIR-Projekt erfolgreich aufgebaut (Fokus Bildung, Fokus Kreativ, Fokus Netzwerk). Eine Zusage der Projektfortschreibung seitens des Bundesministeriums für Bildung und Forschung über die weitere Förderung mit insgesamt fünf Millionen Euro bis 2025 ist bereits eingetroffen und motiviert das gesamte Projektteam zur weiteren Zusammenarbeit mit dem regionalen Handwerk. Gegenwärtig diskutieren und konkretisieren die einzelnen Projektteams die zukünftigen Handlungsansätze in den Teilprojekten. Dabei liegt ein Schwerpunkt darauf, weitere Handwerksbetriebe aktiv für die innovativen Arbeitsinhalte zu gewinnen.

Es folgte ein detaillierter Einblick in die Teil­projekte. Den Auftakt machte Sybille Stenzel, Projektleiterin des Fokus Bildung mit der Offenen Werkstatt. Die Offene Werkstatt verzeichnete im Jahr 2021 insgesamt 600 jugend­liche Teilnehmer im Projekt. Ziel ist es, die nächste Generation für Technik und Handwerk zu begeistern. Neben angebotenen Hackathons und Arbeitsgemeinschaften, trugen vor allem die Feriencamps, in denen sich Kinder und Jugendliche eine eigene Designlampe, Pouringbilder oder auch kürzlich einen Schwedenstuhl herstellen konnten, zum Gelingen dieses Projektes bei. Zukünftig möchte sich die Offene Werkstatt vor allem in Richtung Forschung voran bewegen. Dazu ist sie seit wenigen Wochen Mitglied im „Lernort­Labor – Bundesverband der Schülerlabore e. V.“ und möchte sich künftig an der Initiative „Jugend forscht“ beteiligen. Junge Fachkräfte und Start-upper sollen künftig Gelegenheit erhalten, Material und Maschinen in der Offenen Werkstatt auszuprobieren. Für diese neue Zielgruppe ist die Anschaffung eines 3D-Metalldruckers und eines Schweißroboters geplant. Ab dem Jahr 2023 sollen weitere Gewerke aus den Bereichen KFZ, Tischlerei und aus dem Lebensmittelbereich als neue Projektpartner einbezogen werden.

Thomas Lehr, Projektleiter des Prozesses Handwerk stellte die bisherigen Erkenntnisse der Prozessoptimierung in Zusammenarbeit mit zwei regionalen Bäckereien vor. Ziel ist es, mittels Prozessoptimierung in der Fertigung dem wachsenden Fachkräftemangel zu begegnen. Erste Handlungsempfehlungen für die Backstuben sollen mit Abschluss dieser Projektphase im Sommer 2022 gegeben werden. Als Prozess Werkstatt hat sich dieses Teilprojekt in der Fortführung ab 2023 vorgenommen, weitere Gewerke neben den Bäckereien mit dem Know-how und der gesammelten Erfahrung zu unterstützen. Aber auch weitere Technik soll zum Einsatz kommen. Simulierung soll künftig eingesetzt werden, um die möglichen Prozesse bereits vorab einzuordnen und zu bewerten.

Kommunikation mit dem Handwerk ist im Fokus Kreativ oberstes Gebot. Projektleiterin Ute Schröter-Bobsin zeigte die entwickelten Dialogformate der Kreativclubs, Kreativwerkstatt und des Kreativwettbewerbs auf. Hier ist es gelungen, Handwerk und Kreativschaffende für neue Ideen und Impulse an einen Tisch zu bringen. Tradition traf auf moderne Gedanken und brachte umsetzbare Ideen hervor, um den Herausforderungen der Handwerksbetriebe in Themen, wie Nachwuchsgewinnung, Sichtbarkeit, Fachkräftemangel und Digitalisierung, zu begegnen. In der Projektfortsetzung wird dieses Teilprojekt als Kommunikationswerkstatt auftreten und das Handwerk vor allem in der Sichtbarkeit stärken. Geplant sind sowohl digitale Angebote als auch Angebote des Dialogs, die sich auf verschiedene Gewerke pilotieren lassen.

Dem Thema Gründung im Handwerk hat sich der Fokus Bildung mit dem Start-up Handwerk unter der Leitung von Utz Dornberger verschrieben. Auf bisherigen Erfahrungen mit Auszubildenden in Handwerksberufen durch eine Online-Marketing Challenge soll aufgebaut werden. Neben Azubis stehen zukünftig Studierende bzw. Studienabbrecher, deren Quote bei 20  bis 30 Prozent, liegt im Fokus. In der künftigen Start-up-Werkstatt sollen nun konkret Handwerksbetriebe in zwei Bereichen zur Gründung pilotiert werden. Die Offene Werkstatt soll dazu dienen, die Gewerke Metall und Elektro voranzubringen. Hier sollen vor allem die Kompetenz der Universität Leipzig mit der Gründerinitiative Smile und die vorhandene Wirtschaftsstruktur der Stadt Riesa, als Zentrum der Stahlerzeugung und Elektronik zueinander gebracht werden. Der zweite Bereich erstreckt sich über das Lebensmittel­handwerk. Mit einer Prototypenküche soll das Projekt über die Grenzen der Region Meißen hinaus erweitert werden. Außerdem ist angedacht, dass bestehende Handwerksbetriebe durch beispielsweise BWL-Studenten unterstützt werden. Es soll ein Modul zur Entwicklung eines Businessplans im Studiengang BWL geschaffen werden, welches dem Handwerk zugutekommen soll.

Neu im WIR-Projekt ist das Teilprojekt Robotik im Denkmal, das im Juli 2022 starten wird. Der selbstständige Restaurator Rayk Grieger führte hierzu aus, dass das Handwerk in der Denkmalsanierung oft mit kontaminierten und giftigen Stoffen in Kontakt kommt. Ein möglicher Ansatz ist der Einsatz von Robotern, um die belasteten Bauteile durch verschiedene Oberflächenbehandlungen aufbereiten zu können, erläuterte Tobias Zerger, von der Technischen Universität Dresden, den gemeinsamen Projektansatz. In den einzelnen Arbeitsaufgaben findet eine Analyse relevanter Robotik-Anwendung am Objekt Rittergut und damit verbunden eine konkrete Definition von arbeits- und prozessspezifischen Anforderungen sowie eine Entwicklung verschiedener Einsatzszenarien statt. Im Ergebnis stehen die Entwicklung der Funktionsprototypen und die operative Umsetzung in der Denkmal­sanierung mit Handwerksunternehmen an.

Zur Verstetigung des für das Handwerk der Region geschaffenen Fortschritts über den Förderzeitraum hinaus, warb Bündnissprecher Jens-Torsten Jacob für die Gründung der Innovationsakademie des Handwerks der Elberegion Meißen e. V. Die Gründungsveranstaltung wird am 14. Juni 2022 um 16.00 Uhr in der Offenen Werkstatt Riesa (Lange Straße 51 c, 01587 Riesa) stattfinden. Teilnehmer der Innovationsakademie und interessierte Personen sind recht herzlich eingeladen, der Gründung beizuwohnen und sich aktiv als Gründungsmitglied zu beteiligen.

(Diana Kammer, inno-handwerk.de, Holger Mucke, KHS Region Meißen)