Liebe Leserin, lieber Leser,
nach den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie und aktuell verstärkt durch Lieferengpässe, ausbleibende Rohstofflieferungen sowie steigende Energiekosten befinden sich viele Handwerksbetriebe in einer überaus schwierigen Lage. Mit der weiteren Verschärfung durch die regionale Nachwuchskräftesituation ist für das Handwerk das Maß akzeptabler Belastung überschritten. Das hat zur Folge, dass sich die Wartezeiten weiter verlängern.
Nachwuchs im Handwerk wird insbesondere dringend für die Umsetzung der Energiewende und das Erreichen der Klimaziele benötigt. Für die Installation von Solaranlagen und Ladesäulen bedarf es viel mehr Fachkräfte als derzeitig daran arbeiten. Die Sicherung des erforderlichen Bedarfs, nicht nur bei der Elektromobilität, erfolgt in den Handwerksbetrieben nach wie vor vorwiegend über die eigene Ausbildung. Diese steht jedoch aufgrund des deutlichen Rückgangs der Nachfrage nach Ausbildungsplätzen, der sich während der Corona-Pandemie noch einmal deutlich verstärkt hat, vor wachsenden Herausforderungen.
Aus diesem Grund wird es immer wichtiger, die bestehende gezielte Berufsorientierung zur Anbahnung von Ausbildungsverträgen mitzugestalten. Es reicht nicht aus, bei einer Berufsorientierungsmesse seinen Betrieb zu präsentieren. Vielmehr bedarf es beharrlicher Aktivitäten, welche die Jugendlichen ansprechen und damit für sie den Beruf interessant machen. Karrierepläne aufzeigen, ist genauso wichtig geworden, wie die finanziellen Perspektiven, die man in einem Gewerk und mit seinem gewählten Beruf haben kann.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die weitere Modernisierung von Technologien – durch Einsatz von Robotik und Digitalisierung handwerkliche Arbeitsabläufe effizienter zu machen. Damit gewinnt der Handwerksbetrieb optimaleren Einsatz seines Arbeitskräftepotenzials. Schon kleine Lösungen können eine Menge bewirken. Denken Sie dabei nur an den Einsatz von mobilen akkubetriebenen Maschinen und Werkzeugen. Das notwendige Aus- und Einrollen von Kabeltrommeln entfällt und verschafft somit einen Zeitgewinn. Digitalisierung bedeutet nicht immer zwangsweise der große Einsatz von künstlicher Intelligenz und Robotik. Es sind die kleinen Lösungen, die im Handwerk gebraucht und umgesetzt werden können.
Nicht nur für diese aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen versuchen wir in der Kreishandwerkerschaft gemeinsam mit Partnern aus Bildung und Wissenschaft und mit Handwerkern vor Ort, nützliche Lösungen zu erarbeiten. Das durch das BMBF geförderte und seit 2018 erfolgreich durchgeführte Projekt „WIR – Wandel durch Innovation in der Region“ war eine Initialzündung und ermöglichte erst diese neue Art der Zusammenarbeit. Mit der am 14. Juni 2022 gegründeten Innovationsakademie des Handwerks der Elberegion Meißen schafften die Initiatoren eine Verstetigung und somit eine nachhaltige Struktur. Was man sich dabei vorgenommen hat, wurde im Mai 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt. Lesen Sie dazu mehr ab Seite 4.
Gern nutze ich die Gelegenheit und lade Sie herzlich ein, die Zukunft des regionalen Handwerks als Mitglied oder Partner diese Innovationsakademie mit zu gestalten.
In diesem Sinne verbleibe ich
mit handwerklichen Grüßen
Jens-Torsten Jacob