Die Offene Werkstatt wird für die Tagung genutzt
Die Offene Werkstatt wird für die Tagung genutzt

Kreishandwerksmeister Peter Liebe hatte für den 6. April 2022 die Obermeister und die gewählten Vertreter der Kreishandwerkerschaft Region Meißen zur ersten Mitgliederversammlung in diesem Jahr in die Offene Werkstatt nach Riesa eingeladen. Im Besonderen begrüßte er den Regionalgeschäftsführer der IKK classic Bernd Amann.

Nach der Feststellung der ordnungsgemäßen Einberufung ging er in seinem Jahresbericht auf die Aktivitäten des vergangenen Jahres ein. Aufgrund der Coronapandemie konnte vieles nur eingeschränkt oder gar nicht durchgeführt werden. Herr Liebe sprach im weiteren Verlauf über die aktuelle Situation mit Bezug auf den Krieg in der Ukraine, den gestiegenen Rohstoffpreisen bzw. Energiekosten und bezog kurz Stellung. zu aktuellen bundespolitischen Themen.

Der Geschäftsführer Jens-Torsten Jacob erläuterte anschließend die Jahresrechnung 2021. Danach verlas Kassenprüfer Tino Straube den dazugehörigen Kassenprüfbericht. Nach kurzer Diskussion wurde die Entlastung des Vorstandes und des Geschäftsführers für 2021 durch die anwesenden Mitglieder erteilt.

Projektmanager Holger Mucke informierte über Aktuelles aus dem WIR!-Projekt. Mit dem Start des „WIR!-Projektes“ im Jahr 2018 ist das regionale Innovationssystem Handwerk von fünf auf insgesamt 72 Partner gewachsen. Nach der Zwischenbegutachtung im Januar durch ein unabhängiges Gremium gab es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung die Zusage über die Fortführung der Projekte in den kommenden Jahren bis 2025 mit einer Fördersumme in Höhe von fünf Millionen Euro. In der Offenen Werkstatt erfolgte eine Verstetigung der Handwerker  AGs in den zurückliegenden Monaten. Das Teilprojekt Kreativdialog konnte trotz der Coronapandemie insgesamt drei Kreativclubs erfolgreich durchführen. Mit der Kreativwerkstatt „Teste das Konzept!“ fand am 1. April 2022 ein konstruktiver Austausch zwischen den Kreativschaffenden und dem Handwerk statt. Als eine weitere tragende Säule in der Innovationsforschung startet zeitnah das Projekt „Robotik im Denkmal“ im Verbund zwischen der TU Dresden und der Kreishandwerkerschaft Region Meißen. In der Werkstatt sollen in der 15-monatigen Projektphase Robotik unterstützte Fertigungsabläufe zur Denkmalsanierung entwickelt und erfolgreich in Pilotprojekten angewendet werden. Weiterhin hat der Projektbeirat im Februar für das Projektvorhaben Dachdecker-Sturm-App seine Zustimmung erteilt. Mit der WeCreate GmbH konnte ein junges Start-up-Unternehmen aus Leipzig gewonnen werden, welches eine Proto­typen-App entwickeln wird, um nach größeren Sturm­ereignissen die einfachere und schnellere Aufnahme von Schäden zwischen der Kundenbaustelle und dem Dachdeckerbüro in Echtzeit ermöglichen soll. Der Projektstart ist für September geplant.

Der neue Leiter der Riesaer Einsatzstelle der Sächsischen JugendBauhütte, Heiko Bieber, berichtete anschließend zum derzeitigen Stand der Entwicklungen. Er verschaffte den Anwesenden einen Überblick über die vielfältigen Einsatzorte der Teilnehmer Johanna Witschaß und Carl Reinecke, die in der JBH ihr Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren, sowie einen Ausblick auf ein bevorstehendes Projekt im Lommatzscher OT Dörschnitz – der sogenannten „Armenkate“. An diesem Gebäude sollen im Mai 2022 Sicherungsarbeiten an Dach und Fenstern ausgeführt sowie erste Erfahrungen im Umgang mit Lehm gesammelt werden.

Einen großen Umfang der Tagung nahm das Nutzungs- und Sanierungskonzept zur „Belebung des Elbflügels im ehemaligen Rittergut Riesa“ ein.

Projektmitarbeiter Thomas Margenberg stellte ausführlich das Nutzungs- und Sanierungskonzept vor und ging zunächst auf die Historie des Gebäudekomplexes ein. Im Folgenden erläuterte er die mögliche Etablierung von Innovationswerkstätten im Rahmen des laufenden WIR-Projektes. „Das Objekt eignet sich aufgrund seiner Lage für die zentrale Verortung der Innovationsakademie im Handwerk und als Referenzobjekt für ein Zukunftslabor für innovatives Forschen, Wohnen, Arbeiten und Lernen. Mit der Verortung der Innovations­akademie kann ein Fenster in die Zukunft des Handwerks in der Region geöffnet werden.“ Interdisziplinär angelegte Werkstätten mit Akteuren aus dem Handwerk und Experten aus den Bereichen der Wissenschaft, der Architektur, dem Design usw. können beispielsweise die neuesten Erkenntnisse von Bautechnologien zusammenfassen und mittelfristig regional im Handwerk zur Anwendung bringen. Die benachbarte Staatliche Studienakademie Riesa ist in den Bereichen Energietechnik und Versorgungs- und Gebäudetechnik sowie Maschinenbau und BWL-Dienstleistungsmanagement ein kompetenter Partner beim Wissens- und Technologietransfer. Das heimische Handwerk mit seiner Leistungsfähigkeit in Produkt- und Dienstleistungsinnovation kann gezielt damit gefördert werden.

Zukünftige Einsatzstelle der JBH
Zukünftige Einsatzstelle der JBH

Einsatzstelle JugendBauhütte (JBH)

Es ist außerdem geplant, in einer ersten Phase das Objekt für die anvisierte Einsatzstelle der JugendBauhütte entsprechend herzurichten. Diese Einsatzstelle ist als sogenannte mobile Einsatzstelle für Projekte der Denkmalpflege im Landkreis Meißen konzipiert. Für die Sanierung des Gebäudeteils der Einsatzstelle der JugendBauhütte wird ein Förderantrag bei der Sächsischen Aufbaubank in Höhe von 200 T  EURO für 2022/23 gestellt. Weitere Förderungen für die Sanierung dieses Gebäudeteils ab 2023 sind von der Verantwortlichen in Aussicht gestellt worden.

Bergelager und Bauteilearchiv

Ein weiterer Teil des Gebäudes ist für ein Berge­lager und ein Bauteilearchiv vorgesehen. Damit wird unterschiedlichen Gewerken die Möglichkeit geboten, wertvolles Gut für nachfolgende Generationen zu erhalten. Das Berge­lager könnte im Teilprojekt „Erprobung der Robotik im Denkmalschutz“ eine wichtige Ergänzung darstellen. Außerdem findet die umfangreiche Dachziegelsammlung der Dachdeckerinnung Meißen-Riesa-Großenhain eine bessere Lager­möglichkeit und könnte für weitere wissenschaftliche und denkmalrelevante Forschungen genutzt werden.

Kreishandwerkerschaft Region Meißen

Gemeinsam unter einem Dach sollen die Geschäftsstellen der Kreishandwerkerschaft und die der neu zu gründenden Innovationsakademie des Handwerks beherbergt werden. Die Sanierung der Räumlichkeiten zu modernen Büro- und Seminar- bzw. Konferenzräumen soll über eine Fremdfinanzierung erfolgen.

Innovationsakademie des Handwerks und F & E Werkstätten

Im Kern der Akademie steht die Entwicklung innovativer Prozesse und Technologien für die Gewinnung, Entwicklung und den nachhaltigen Einsatz von Fachkräften im Handwerk. Die Gründung des Vereins ist für Juni des Jahres geplant. Das Ziel der Werkstatt „Robotik im Denkmal“ ist der Aufbau einer Forschungswerkstatt. Daneben soll der Einsatz von Robotik in verschiedenen Handwerksdisziplinen der Denkmalsanierung erprobt werden, zum Beispiel im Stuckateur-Bereich, bei Restaurierung und Instandsetzung von Fenstern/Türen. Relevant ist diese Thematik auch für den Gesundheitsbereich und den Gefahrenschutz für Mitarbeiter. Ein weiteres Ziel innerhalb des Innovations-Projektes ist die Einrichtung einer sogenannten Prozess-Werkstatt, die zukünftig über mobile Technik zur Erfassung von Handwerksprozessen vor Ort verfügen kann und beispielsweise zur Simulation und Bewertung von Prozessverbesserungen beiträgt.

Werkstatt Kommunikationsdesign

Angedacht ist außerdem die Etablierung einer „Kommunikationswerkstatt“. Weiterführende Kooperationsformate zwischen Handwerk, Wissenschaft und Kreativwirtschaft sollen erprobt und dabei sogenannte digitale Tools für die Kommunikation im Handwerksunternehmen entwickelt werden. Die Wertschöpfungskette von Handwerksunternehmen mit ihren Leistungserbringern, Kunden, Mitarbeitern und potenziellen Nachfolgern steht dabei im Fokus der Aktivität.

Startup-Werkstatt

Die Entwicklung von digitalen und unternehmerischen Kompetenzen im Handwerk im Rahmen von Projekten mit Studierenden und Azubis mit und für das Handwerk ist die Zielstellung dieser Werkstatt. Das Vorhaben vernetzt Studenten der Uni Leipzig mit Azubis und Handwerksunternehmen in der Elberegion Meißen. Damit sollen nachhaltig innovative Lösungen für beide Seiten etabliert werden.

In der darauf folgenden intensiven Gesprächsrunde wurde beraten, ob die Kreishandwerkerschaft diese Planung weiterverfolgen und dieses Objekt übernehmen soll. Seitens der Anwesenden wurde die Unterstützung zur Fortführung dieser Initiative klar artikuliert.

Herr Jacob gab einen Überblick zu den geplanten Finanzen zu diesem Objekt und Herr Liebe verschaffte anschließend den Anwesenden einen intensiven Einblick über den Kaufvertrag. Abzuklären ist im Wesentlichen noch, ob und wenn ja, inwiefern das Gelände und damit das Objekt durch Umweltaltlasten gefährdet ist. Es ist in diesem Zusammenhang die Frage zu klären, ob der Vorbesitzer (voraussichtlich die ESAG) in den neunziger Jahren einen Altlastenfreistellungsantrag gestellt hat. Sofern ein sogenannter Altlastenfreistellungsbescheid vorläge, würden anstehende Kosten der Altlastenentsorgung unter Umständen durch die öffentliche Hand übernommen werden. Ein zweiter möglicher Lösungsaspekt ist die Beauftragung eines Gutachtens zur „nutzungsorientierten Gefährdungsabschätzung“.

Er gab zu verstehen, dass das Gebäude nur Stück für Stück entsprechend vorhandener finanzieller Mittel saniert werden kann.

Mit zwei Stimmenthaltungen erfolgte die Beschlussfassung über den Erwerb des Elb­flügels im Objekt „Rittergut Riesa“ mit der Maßgabe, die Altlastenproblematik im Interesse aller geklärt zu haben.

Im weiteren Verlauf der Versammlung stellte Herr Jacob die Beschlüsse für das Haushaltsjahr 2022 vor. Zunächst gab er die Beitragsbemessung für 2022 mit den Fälligkeiten sowie die Gebührenordnung 2022 bekannt. Beide Vorlagen wurden im Vergleich zu den Vorjahren inhaltlich nicht verändert. Dann informierte er zum aktuellen Stellenplan und erörterte abschließend den Haushaltsplan 2022. Die Anwesenden stimmten allen Vorlagen zu.

Zum Schluss gab Herr Amann von der IKK Classic eine Einschätzung zur Corona­pandemie und stellte fest, dass beispielsweise in den Monaten Januar und Februar 2022 ebenso viele Krankschreibungen auf Corona zurückzuführen waren, wie im gesamten Jahr 2021. Dies stelle für alle einen hohen betriebswirtschaftlichen Schaden dar. Des Weiteren bot er Unterstützung an, sollten Betriebe ukrainische Beschäftigte einstellen, die wegen des Krieges in unserer Region Zuflucht gesucht haben. Er informierte außerdem über den bevorstehenden Gesundheitstag der IKK.

Herr Liebe dankt in seinem Schlusswort für die konstruktive Sitzung und kündigt für den 16. Mai 2022 die nächste Innovationskonferenz an, zu der noch schriftlich eingeladen werde.

(KHS)