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Peter Liebe, Kreishandwerksmeister

Liebe Handwerkskollegen,

jetzt, mit zwei Jahren Pandemieerfahrungen, wundert es einen nicht mehr, wenn Neu­regelungen durch den Gesundheitsminister angekündigt und dann, nicht mal 24 Stunden später, wieder zurückgenommen werden. Die zum 1. Mai 2022 geplante freiwillige Isola­tion von Corona-Infizierten soll es nun doch nicht geben. Es ist schon etwas abenteuerlich, dem Bürger nun selbst die Entscheidung überlassen zu wollen. Bei der geplanten Einführung der Impfplicht sieht man das dann wiederum anders.

Die allgemeine Lage wird nun zunehmend unüberschaubar und schwieriger, da man bisherige Entscheidungen, zum Beispiel die zur Maskenpflicht, dem Unternehmer bzw. dem Bürger selbst überlässt. Mit Wegfall der meisten Coronaregelungen bedeutet es nicht automatisch, dass dies überall auch so ist. Das hat zur Folge, dass sich jeder selber im Vorfeld darüber informieren muss, welche Regelungen noch gelten oder eben nicht.

Auf eine weitere angespannte Versorgung der Bau- und Ausbaubranchen mit Material und Werkstoffen machen nach wie vor alle aufmerksam. Im letzten Jahr beginnend, stiegen die Kosten durch die Coronakrise für Vorprodukte, wie Dämmwolle, Holz, Metall, Farben und Silikone, sehr stark an. Eine „sehr dynamische“ Preisentwicklung und massive Lieferschwierigkeiten von Rohmaterialen verschlechtern die Situation. Und das nicht nur im Handwerk.

Mit dem Ukraine-Krieg verschärft es sich noch einmal. Der große und sehr wichtige Bereich Energieversorgung und Energiesicherheit rückt zusätzlich und beängstigend in den Fokus.

Den ehrgeizigen Zielen der Bundesregierung steht außerdem der akute Fachkräftemangel im Handwerk gegenüber. Um die geplante Energiewende zu erreichen, spielt das Bauhandwerk eine entscheidende Rolle. Bis 2050 will die Bundesregierung einen nahezu klimaneutralen Gebäudestand umsetzen. Viele Eigentümer würden lieber heute als morgen Wärmepumpen oder Photovoltaik-Anlagen einbauen, um CO2 zu reduzieren und Energie zu sparen. Aber wie, wenn sie keinen Handwerker bekommen?

Wir brauchen dringend eine Ausbildungs­initiative, um mehr junge Menschen für das Handwerk zu begeistern.

Unsere Kreishandwerkerschaft ist da, so meine ich, bereits mit ihrer „Offenen Werkstatt“ auf gutem Weg. Das seit 2018 erfolgreich durchgeführte Innovations-Projekt wurde Ende Januar vor einer Jury aus Vertretern von Politik, Bildung und Forschung in einer Zwischenevaluierung verteidigt. Auf Basis dieses Konzepts, der Präsentation und der anschließenden Diskussion wurden der Fortschritt in der Umsetzungsphase, die weitere Planung für die Umsetzungsphase sowie die Aussichten für eine Verstetigung des Bündnisses bewertet. Auf Grundlage dieser Bewertung erhält nun unser Projekt für die Umsetzungsphase bis 2025 weitere Unterstützung aus dem Fördertopf des Programms „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“.

Diese Mittel wollen wir nun weiterhin gezielt einsetzen, um das Handwerk in unserer Elbe­region zu stärken und voranzubringen. Wir freuen uns sehr, dass wir Berlin von unserem Konzept und unser Engagement überzeugen konnten, und hoffen, dass weitere Handwerksbetriebe diese Initiative unterstützen und sich daran beteiligen.

In diesem Sinne verbleibe ich mit handwerklichen Grüßen

Ihr Kreishandwerksmeister Peter Liebe