Liebe Handwerkskolleginnen, liebe Handwerkskollegen,
in der Handwerkerschaft brodelt es und das nicht erst seit den beeindruckenden Bauernprotesten. Viele Handwerker haben sich mit den Bauern solidarisch erklärt und sich ihnen angeschlossen. Ausufernde Bürokratie, immer neue Auflagen und Verordnungen, die den Handwerker in allen Bereichen der eigenen Firma bevormunden, irrsinnige Dokumentationspflichten und eine zunehmende fehlende Planungssicherheit (Energiekosten, Heizungsgesetz, Förderungen von erneuerbaren Energien) belasten unsere Betriebe. Aber auch der massive Lehrermangel und die falsche Schulorientierung, insbesondere die Akademisierung, verschlechtern zunehmend die Ausbildungsvoraussetzungen der Jugendlichen. Zu viele gehen aus meiner Sicht auf das Gymnasium und werden später eher studieren, als eine handwerkliche Ausbildung zu beginnen. Längeres gemeinsames Lernen wäre ein Schlüssel für eine bessere berufliche Orientierung und wird seit Jahren durch uns gefordert. Von der hohen Steuer- und Abgabenlast und den langen Abschreibungszeiten will ich hier gar nicht anfangen. Aufgrund des immer lauter werdenden Unmutes sah sich die Handwerkskammer Dresden veranlasst, zu einer Obermeistertagung einzuladen. Dabei wurde wieder einmal deutlich, dass wir im Handwerk durch zu unterschiedliche Meinungen es kaum schaffen, einen geschlossenen Protest hinzubekommen. Wir konnten uns bedauerlicherweise nicht auf ein paar wichtige Forderungen einigen. Einige Obermeister riefen zum „Generalstreik“ auf. Bekommen wir alle Betriebe dazu? Und stellen sich alle hinter die aufgeworfene Forderung? Ist für so eine große Initiative unser Organisationsgrad der Innungen ausreichend? Es wurde wieder einmal sehr deutlich, wie groß der Unterschied zwischen den Städten und dem ländlichen Raum ist. Da wurde von der Wohlstandsblase der Städter gesprochen, welche die Probleme des ländlichen Raumes gar nicht mehr nachvollziehen können.
Aufgrund der Initiative der Dachdeckerinnung Meißen-Riesa-Großenhain, die in einem Offenen Brief an alle Politiker ihre Sicht der Dinge erläuterte, wurden wir zu einem Gespräch mit dem Präsidenten des Sächsischen Landtages, Dr. Matthias Rößler, und dem handwerkspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion, Kay Ritter, eingeladen. Die Begegnung war für uns Handwerker total ernüchternd, man hätte die Zeit sinnvoller verbringen können. Das Gespräch wurde sehr schwierig, da die Tatsache im Raum stand, dass übertrieben viele Gesetze und Verordnungen zu Zeiten der CDU-Regierung in Kraft getreten sind. Eins haben wir aber feststellen können: Die Landespolitik bleibt mit uns in Kontakt, während die Bundespolitik unsere Probleme ignoriert. Bereits 2022 haben wir Bundesfinanzminister Lindner ein gemeinsames Schreiben aller Kreishandwerkerschaften persönlich übergeben und dazu bis heute keine Reaktion erhalten. Gleiche Erfahrung haben wir mit unserem Schreiben im letzten Jahr an Bundeskanzler Scholz gemacht.
Deshalb halte ich die Initiative der Handwerkskammer Dresden, erneut einen gemeinsamen Brief an die Politik zu versenden, für wirkungslos. Auch die sogenannten Wahlprüfsteine laufen aus meiner Sicht ins Leere. Was können wir jetzt tun? Wir als Kreishandwerkerschaft werden uns mit den anderen Kreishandwerkerschaften zusammensetzen und Möglichkeiten für effektive Proteste besprechen. Ich halte einen aufzubauenden Druck von der Basis am sinnvollsten. Und hier sollten unsere Betriebe, die den Innungen bisher die kalte Schulter gezeigt haben, mal in sich gehen und überlegen, ob eine starke Interessenvertretung ihrer Berufsgruppe nicht auch wichtig für sie wäre und wir gemeinsam nicht mehr erreichen können. Wir haben in diesem Jahr Wahlen und sollten die Gelegenheit nutzen, den Kandidaten in unseren Wahlkreisen mal so richtig auf den Zahn zu fühlen und unsere Situation deutlicher als bisher darzustellen. Wir müssen kämpfen! Und es wird nicht einfacher. Aber wir, die Kreishandwerkerschaft Region Meißen, bleiben für unser regionales Handwerk am Ball. Ich lade euch herzlich dazu ein. Ihr könnt gern mit mir direkt diskutieren und eure Meinung und Ideen dazu sagen. Unter erreicht Ihr mich. Es muss sich was ändern in diesem unserem Land.
Mit handwerklichem Gruß
Euer Kreishandwerksmeister Peter Liebe