Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft Region Meißen
Nach zwei Jahren Zwangspause war es wieder möglich: der Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft Region Meißen im Romantikhotel „Burgkeller“ auf der Albrechtsburg in Meißen.
Kreishandwerksmeister Peter Liebe kam nach den Themen Pandemie, Krieg und Energiekrise zu einem einzigartigen Erfolg, der Ergebnis beharrlicher Arbeit trotz aller Widrigkeiten ist: „Als ein wichtiges Ergebnis des „WIR“-Projektes kann die im letzten Jahr gegründete Innovationsakademie des Handwerks der Elberegion Meißen e. V. gelten. Es soll die zentrale Diskussions- und Entwicklungsplattform des Innovationssystems der Region werden. Starke Projektpartner, wie die Universität Leipzig, die Studienakademie Riesa, die Qualifizierungszentrum Riesa GmbH und die CONOSCOPE GmbH aus Leipzig arbeiten gemeinsam mit der Kreishandwerkerschaft Region Meißen für diesen Verein. Die Einrichtung der Innovationswerkstätten im Rittergut in Riesa ermöglicht Einstiegs- und Kennlernangebote, Transferleistungen, neue Geschäftsmodelle, Kooperation mit der Kreativwirtschaft, Ausbau des lokalen Innovationssystems, optimalen Personaleinsatz, Netzwerke und Berufsorientierung.“ Es ist eine bemerkenswerte Leistung, dass es gelungen ist, Handwerk mit Forschung, akademischer und handwerklicher Ausbildung und der Politik zu vernetzen.
Zur selben Zeit müssen aber nicht wenige Handwerksbetriebe wegen verfehlter staatlicher Energiepolitik um ihre Existenz bangen. Dann gehen auch Meister und Gesellen auf die Straße und verschaffen sich Gehör, wie am 4. Oktober vergangenen Jahres, als die Dachdecker-Innung Bautzen zum Protest vor der Dresdner Frauenkirche aufgerufen hatte. Fünftausend Menschen hatten damals ihren Unmut bekundet. Zu wenig, konstatierte Peter Liebe: „Das ist überhaupt nicht unser Ding, auf die Straße zu gehen und lauthals zu protestieren. Wir Handwerker arbeiten doch lieber lösungsorientiert und packen an. Uns hört keiner zu.“ Dem widersprach Ehrengast Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen: „Sie haben als Handwerker gesagt: so geht es nicht! Und sie haben das so gemacht, wie man das machen muss. Anständig im Ton, aber hart in der Sache. Ganz klar – Sie sind auf die Straße gegangen und haben Briefe geschrieben. Diese 5.000 Handwerker vor der Frauenkirche sind den Kollegen in der Landesregierung noch in Erinnerung. Die haben auch verstanden: hier sind Leute gekommen, die aus der Mitte der Gesellschaft stammen und die ein berechtigtes Interesse haben.“
Gasbremse und Energiepreisbremse sieht der Ministerpräsident als Ergebnis solcher Proteste. Der Krieg in der Ukraine zwingt zu Korrekturen in der Energiepolitik, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Die „Energiespartipps“ der großen Koalition in Berlin sind aus Sicht der Handwerker perspektivlos und makaber. Dazu hat das sächsische Staatsoberhaupt eine klare Position: „Beim Thema Energiewende geht es darum, die vorhandenen Atomkraftwerke weiterlaufen zu lassen. Einzige kurzfristige Alternative ist Gas. Gas ist teuer. Wir wissen, die Preise werden steigen. Es wird eine Verknappung geben. Diese Kraftwerke müssen weiterlaufen. Man bestellt jetzt für die nächsten drei Jahre den Brennstoff. Danach kann man wieder neu entscheiden.“ Michael Kretschmer mahnt weitere Maßnahmen an, wie Erdgasvorkommen in der Nordsee nutzen und die defekte Pipeline Nord Stream 1 sichern, damit sie nicht dauerhaft verloren ist. „Das ist in unserem nationalen Interesse. Man sollte Schluss machen mit dieser unmöglichen Diskussion um die Braunkohle. Das ist keine klimapolitische Frage. Das ist eine parteipolitische Profilierung. Das kann unser Land nicht gebrauchen.“
Voll des Lobes ist auch der Ministerpräsident zum erfolgreichen „WIR“-Projekt. Aber er betont auch: „Es wird nicht reichen. Es wird funktionieren, wenn wir uns darauf einrichten, mit klaren Kriterien und auch wirklich funktionierenden Instrumenten gemeinsam Fachkräftezuwanderung aus dem Ausland zu organisieren. Wir sind so ein tolles Land. Wir haben eine wunderbare Region. Wir sind der modernere Teil Deutschlands in der Mitte Europas mit großartigen Menschen. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum das nicht funktionieren soll. Das würde ich mit Ihnen gern gemeinsam machen.“
Jörg Dittrich, Handwerkskammerpräsident von Sachsen und seit 1. Januar 2023 Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, appellierte an die Berufsehre der Handwerker: „Wir müssen attraktiv sein mit unserem Job und wir werden uns auch mit Zuwanderung beschäftigen. Wir müssen auch
mit Stolz nach außen auftreten, was es für tolle Perspektiven bei uns gibt, auch wenn wir manchmal vielleicht schlechte Laune haben. Wir brauchen aber auch politische Unterstützung. Es gibt die gesetzliche Gleichsetzung zwischen Berufsbildung und akademische Bildung noch nicht.“ Das Handwerk müsse an den Hochschulen mitwirken, weil auch das Handwerk Ingenieure brauchen wird, weil es nicht genügend Meister gibt.
Als Höhepunkt verlieh der Präsident die Goldene Ehrennadel der Handwerkskammer Dresden an den seit 2016 amtierenden Kreishandwerksmeister Peter Liebe.
(Peter Noack)