Liebe Leser,
das neue Jahr hat bereits turbulent begonnen.
Die Bauern protestieren öffentlichkeitswirk- sam gegen die Pläne der Bundesregierung, ihnen gewährte Subventionen zu streichen. Dabei solidarisierten sich auch Handwerker mit den Bauern. Eindrucksvoll hat man das zur Kundgebung in Dresden am 10. Januar 2024 sehen können. Die Metallinnung Riesa- Großenhain hat dabei eine besondere Rolle eingenommen und mit eigenen Plakaten die Kundgebung der Landwirte bereichert. Hervorragend organisiert und klar abgegrenzt von Störern oder Parolen, die nicht dorthin gehören, haben die Organisatoren und Teilnehmer bewiesen, wie man demokratisch seinen Forderungen Nachdruck verleihen kann. Die Ampelregierung ist den Bauern inzwischen ein Stück weit entgegengekommen, doch das reicht den Landwirten nicht. Die Streichung von Steuervergünstigungen für Agrarunternehmen wird insbesondere in kleinen und mittelgroßen landwirtschaftlichen Betrieben als ungerecht empfunden. Viele Bauern machten bei den Protesten auch ihrem generellen Unmut Luft. Das hat nicht nur bei unseren Handwerkern für sehr viel Zustimmung und Sympathie gesorgt. Es bleibt abzuwarten, inwiefern weitere Zuge- ständnisse den Landwirten vonseiten der Regierung gemacht werden. Aus meiner Sicht sind diese Proteste der mögliche Beginn einer Auseinandersetzung zwischen Stadt und dem ländlichen Raum. Wo werden die wichtigen Entscheidungen gefällt? – in der Stadt. Meist auch noch von denen, die nicht betroffen sind. Es geht um mehr als nur den subventionierten Diesel. Es geht darum, dass sich die ländliche Bevölkerung abgehangen fühlt. Als Beispiel sei hier der örtliche Nah- verkehr genannt. Wenn die Straßenbahn in jeden Winkel der Stadt fährt, sieht man auf dem Land in aller Regel den Bus nur zweimal am Tag. Frühmorgens in die Stadt und nachmittags zurück. Das hat beispielsweise große Auswirkung bei der Berufswahl. Organisation und Sicherstellung der beruflichen Ausbildung ist somit für alle Beteiligten um ein Vielfaches höher.
Ich glaube auch, dass es zu mehr Verständnis kommt, wenn alle genauer zuhören und mehr Vertrauen wagen. Die Regulierungswut der Entscheider in den letzten Jahren lässt uns Handwerker an der Bürokratie verzweifeln und sorgt für großen Unmut.
Sicherlich wird man uns im Handwerk in diesem Wahljahr erneut versprechen, was für den Bürokratieabbau tun zu wollen. Das kennen wir bereits von den letzten Wahlen. Deshalb wollen wir wissen, was denn von den Vorhaben und Versprechen in den letz- ten fünf Jahren erfolgreich umgesetzt wurde. Die Berufsschulnetzplanung zählen wir nicht dazu… Wir werden konkret fragen, welche Veränderungen bzw. Verbesserungen also für das Handwerk und damit den Mittel- stand tatsächlich vorgesehen sind. Welches Gesetz soll nun wirklich von der Bürokratie entschlackt werden? Wer hat Vertrauen und überlässt uns, den Ausführenden, die ordnungsgemäße Umsetzung? Mit der unnötigen Dokumentationspflicht beim Mindestlohngesetz kann man gleich anfangen… Meinen Sie nicht auch?
Zuversichtlich, dass auch wir im Handwerk unseren Forderungen Ausdruck verleihen werden, verbleibe ich
mit handwerklichen Grüßen
Jens-Torsten Jacob