Zahlreich wurde die Einladung zum diesjährigen Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft Region Meißen angenommen. Neben Ministerpräsident Michael Kretschmer folgten der Einladung auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig, Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler, Abgeordnete aus dem Deutschen Bundestag und dem Sächsischen Landtag sowie seitens der Handwerkskammer Dresden die Vizepräsidentin Ines Briesowsky-Graf und Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Brzezinski. Außer- dem begrüßte Kreishandwerksmeister Peter Liebe den Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis, Herrn Dirk H. Jedan, der den wohl weitesten Anfahrtsweg hatte. Auch Landrat Ralf Hänsel sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft, aus den Innungen, viele Ehrenobermeister und Bürgermeister aus den Städten und Gemeinden des Landkreises versammelten sich am 12. Januar 2024 im Saal des Burgkellers in Meißen.

Unserer Tradition folgend öffnete der stellvertretende Kreishandwerksmeister, Dachdeckermeister Roberto Heilscher, die Zunftlade und entzündete die Kerze. Von nun an, so Herr Heilscher, „entspricht alles, was gesagt werde, der Wahrheit“.

In seiner Begrüßungsansprache kritisierte Peter Liebe die derzeitige Bundesregierung und deren Handeln. Dabei benannte er Themen wie Heizungsgesetz, Wahlrechtsreform, Haushaltskrise … „Über Bürokratieabbau wollen schon viele gar nicht mehr reden, wir vom Handwerk merken bereits seit Jahren – da passiert einfach nichts.“ Im weiteren Verlauf erinnerte Herr Liebe an das Urteil zum Bundesverfassungsgericht. „Da werden plötzlich 60 Mrd. € gesucht, die nie da waren – und nun wird auf Teufel komm raus gespart. Mit Doppelwumms ins Haushaltsloch; die Förderung von E-Autos wird über Nacht eingestellt, der Klimafonds drastisch gekürzt – und das von einer Partei, die Klimaschutz wie eine Monstranz vor sich herträgt. Der CO2-Preis wird drastisch erhöht, Subventionen abgebaut, Energiepreisdeckelung zurückgenommen. Gleichzeitig werden fürs Ausland Milliarden Hilfen zugesagt.“ Aus seiner Sicht und der vieler Bürger ist ein Ungleichgewicht zulasten der eigenen Bevölkerung entstanden. Gleiches gilt auch für die Einkommensentwicklung. Mit Blick auf die Forderungen aus dem öffentlichen Dienst und der Bahn fragt sich jeder Handwerker: Wer kann sich das leisten? Des Weiteren erwähnte Herr Liebe die beschlossenen Sparmaßnahmen für die Bauern. Er ging auf die darauffolgenden massiven Widerstände der Berufsgruppe bei mehreren Demonstrationen ein. Auch hier beteiligte sich das Handwerk mit zahlreichen Begleitern. Abschließend wies er in diesem Zusammenhang noch auf die bevorstehenden Wahlen u. a. für den Sächsischen Landtag hin mit dem Vermerk auf die bisher fehlenden Wahlkonzepte. Er wünschte allen Anwesenden ein erwartungsvolles neues Jahr und den Erhalt des stetigen Austausches miteinander zum Wohle des Handwerks und der Region im Freistaat.

„Auf ein Handwerkerwort“ übernahm in diesem Jahr der Obermeister der Tischlerinnung Meißen-Riesa-Großenhain Robert Mühlberg. Nach einer kurzen persönlichen Vorstellung bat er um die Aufmerksamkeit zum Thema Ausbildung. Es sei nicht schlecht, das Geld mit der Arbeit von eigener Hand zu verdienen. Eine Gesellschaft „existiert nicht nur von Politikwissenschaftlern, Ärzten oder Influencern – es muss Menschen geben, die die von Ingenieuren erfundenen Dinge auch herstellen. Dächer müssen repariert werden. Wir müssen unseren Kindern die Begeisterung für unser Handwerk vermitteln und wie schön es ist, die Dankbarkeit von zufriedenen Kunden zu empfangen“, so Herr Mühlberg zu Beginn seiner Ausführungen. Er ging auf die frühzeitige Werbung für das Handwerk in den Schulen ein. Aber er forderte hier auch die Unterstützung der Landesregierung und der Handwerkskammern. Weitere Schwerpunkte in seiner Ansprache nahmen der allgegenwärtige Fachkräftemängel, Bürokratie und Regelungswut ein. Gerade bei der Umsetzung immer neuer Verordnungen werden aus seiner Sicht Mitarbeiter und produktive Arbeitszeit verschwendet. Und auch hier stellte er die direkte Frage zum Bürokratieabbau an die Landesregierung. Im weiteren Verlauf seiner Rede ging Herr Mühlberg ebenso auf die Bauernproteste ein. Besonders wütend macht ihn, dass die Bundesregierung einen lt. Gericht verfassungswidrigen Haushalt beschließt und dies im Nachgang als „handwerklichen Fehler“ bezeichnet. „Um einen handwerklichen Fehler zu machen, muss man erst mal ein Handwerk erlernen – ansonsten ist es in meinen Augen Unfähigkeit.“ Abschließend wandt er sich direkt an den Ministerpräsidenten, wie er sich eine neue Regierungskoalition nach den Landtagswahlen in Sachsen vorstelle. An die Vertreter des Fernsehsenders ZDF stellte er im Nachgang zu dessen Berichterstattung über die Bauernproteste die Schlagzeile des Beitrages infrage. Warum nannte man den Bericht nicht „Die Demokratische Mitte demonstriert gegen die Unfähigkeit in Berlin“ und vergab stattdessen den Titel „Rechte Gruppierungen auf Bauernprotesten“. Wen interessieren wenige kleine und unbeliebte Fahnen, welche neben 20.000 Bauern, Unternehmern oder Handwerkern wehen, hinterfragt er in dem Zusammenhang. Mit diesen letzten Worten bedankte sich der Obermeister für die Aufmerksamkeit bei den Anwesenden.

Ministerpräsident Kretschmer gab in seiner Rede deutlich zu verstehen, dass er auf der Seite der Handwerker steht und deren Hadern mit der Berliner Ampelregierung ernst nimmt. Gesunder Menschenverstand und ein gewisses Augenmaß müssten dort wieder Regierungshandeln und Entscheidungen bestimmen. Er bestätigte den Unmut der Anwesenden, dass infolge politischer Entscheidungen auf Bundesebene die Preise für Energie hierzulande so hoch sind, dass Handwerker und Unternehmen nicht konkurrenzfähig sind und folglich Technologien wie der Dieselantrieb nicht weiterentwickelt werden. Gleichzeitig stellte er sich auf die Seite der Bauernproteste, die sich deutschlandweit zu vielen Blockaden und Demonstrationen sowie am 10. Januar 2024 in Dresden versammelten. Die zu weit gehende Bürokratie ließe sich reduzieren, wenn die Bundesregierung beispielsweise EU-Regelungen nicht durch eigene Gesetze versuche zu regulieren. Und mit einem Blick auf die im September stattfindende Landtagswahl betonte er, dass es klare Verhältnisse brauche. Er strebe für den Sächsischen Landtag deutlich die Mehrheit an und rief die Anwesenden auf, die positiven Kräfte zu stärken. Immer wieder begleitete Applaus die Rede des Ministerprä- sidenten, der den Teilnehmern des Neujahrs- empfanges abschließend ein gesundes und friedliches neues Jahr wünschte.

Ebenso zu einer Tradition wurde im Verlaufe der vielen Neujahrsempfänge der Neujahrstrunk. Nach reichlichen Worten der vorangegangenen Redner bat Kreishandwerksmeister Peter Liebe neben dem Ministerpräsidenten Michael Kretschmer auch seinen Stellvertreter Roberto Heilscher so- wie Obermeister Robert Mühlberg und den Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden Dr. Andreas Brzezinski auf die Bühne. Gemeinsam stießen sie auf ein er- wartungsvolles Jahr 2024 an.

In seinem Schlusswort dankte Herr Liebe den Teams der Kreishandwerkerschaft Region Meißen und des Burgkellers Meißen für die sehr gute Vorbereitung dieser Veranstal- tung und lud alle zu weiteren Gesprächen bei einem gemeinsamen Essen ein.

(KHS)