Was braucht das Handwerk für eine erfolgreiche Zukunft?
In Zusammenarbeit mit KREATIVES SACHSEN haben die KHS Region Meißen und die Staatliche Studienakademie Riesa bereits zwei KreativClubs zur Unterstützung des Handwerks durch die Kreativschaffenden in deren alltäglichen Herausforderungen initiiert.
1. KreativClub
Unter dem Motto „AUF DEN PUNKT GEBRACHT! Was braucht das Handwerk für eine erfolgreiche Zukunft?“ erfolgte der 1. KreativClub im InnovationsCentrum Meißen.
Nach der Begrüßung durch den Kreishandwerksmeister Peter Liebe sprachen die Obermeister oder deren Stellvertreter Klartext zu den Herausforderungen ihres täglichen Geschäfts. Thomas Möbius (Obermeister der Bauinnung Riesa-Großenhain und Inhaber der TSM Bau GmbH) befand, wie die folgenden Referenten, das hohe Durchschnittsalter der Mitarbeiter und die Probleme der Fachkräftegewinnung als große Herausforderung. Beispielgebend für die Nachwuchsgewinnung und Berufsorientierung ist die „Offene Werkstatt Riesa“. Die Krisensicherheit dieses Berufszweiges in Bezug auf die Corona-Pandemie müsse herausgestellt werden. Den Worten schloss sich auch Robert Mühlberg (Obermeister der Tischlerinnung Meißen-Riesa-Großenhain und Inhaber der Mühlberg Bau- und Möbeltischlerei) an. Das Handwerk muss seine Einzigartigkeit gegenüber der Industrie herausstellen. Soziale Netzwerke zur Interaktion und die Pflege von Kundenbeziehungen im Alltag lohnen sich, um das Image des Handwerks zu stärken.
Roberto Heilscher (Obermeister der Dachdeckerinnung Meißen-Riesa-Großenhain und Inhaber des gleichnamigen Dachdeckerbetriebes) fand die unzureichende Förderung von Baumaßnahmen zugunsten des Umwelt- und Klimaschutzes, politische Rahmenbedingungen sowie die gezielte Werbung für Nachwuchs im Handwerk als markant. Junge Leute sollten in sozialen Netzwerken oder vermehrt über Radiowerbung angesprochen werden. Kreishandwerksmeister Peter Liebe schloss diese Runde und äußerte ähnliche Herausforderungen. Die geladenen Handwerker wurden nach den Vorträgen selbst aktiv – mittels Kommunikationskarten und -tafeln konnten sie ihre Herausforderungen anbringen.
Unter dem „Demografischen Wandel“ stellte sich die Imagepflege als klares Ziel heraus. Im Bereich der „Digitalisierung“ ist ein klarer Überblick über lohnenswerte Branchensoftware notwendig, da keine ausreichenden Kenntnisse und Zeit, sich damit auseinanderzusetzen, besteht. Im Themenbereich „neue Kunden – neue Märkte“ erhofft sich das Handwerk Unterstützung bei der Produktentwicklung und Design. Herausforderungen durch politische Rahmenbedingungen führten zu zahlreichen Beiträgen, wobei sich der Bürokratieabbau als wesentliche Maxime herausstellte. Die teilnehmenden Kreativschaffenden sahen ihre Möglichkeiten, das Handwerk in diesen Herausforderungen zu unterstützen, hauptsächlich in der Produktentwicklung und Design, der Social Media Begleitung, sinnvoller Softwarelösungen, der Pflege von Kundenbeziehungen sowie der Fachkräftegewinnung und Imagepflege.
2. KreativClub
Lösungen aus dem Handwerk für das Handwerk ließen beim 2. KreativClub staunen. Begrüßt von Thomas Möbius, da Herr Peter Liebe gerade voll umfänglich in die Vorbereitungen des Weihnachtsgeschäftes eingebunden ist, wurde bereits zu Beginn der Veranstaltung die Herausforderung des Fachkräftemangels sichtbar.
Lösungsbringer aus dem Handwerk: Walter Stuber, „Mutmacher“ und geschäftsführender Gesellschafter der Spezialgerüstbaufirma Gemeinhardt Gerüstbau Service GmbH aus Roßwein, schloss sich an. Mit einem sprichwörtlichen Sack voller Ideen stellte er konkret an seinem Unternehmen das Lösungswerkzeug für das Handwerk vor. Marketing und somit die Anwerbung neuer Mitarbeiter und Nachwuchskräfte kostet zwar Geld. Das sei nicht immer eine große Investition, doch man müsse den Mut haben und sich auch mal etwas trauen und ausprobieren.
Eine Lösung für das Handwerk in Richtung Digitalisierung stellte die IN-Software GmbH vor. Neben der vereinfachten Rechnungslegung und der Verbuchung eingehender Rechnungen, erleichtere diese Software auch den digitalen Warenbezug über Großhändler. Zum Thema „Frauen.Können.Handwerk“ sprach unter digitaler Zuschaltung Jacqueline Hausotte, Steinmetzmeisterin, Inhaberin von zwei Unternehmen und „SÄCHSISCHE GRÜNDERINNEN PREISTRÄGERIN 2021″. Sie stellte ganz klar heraus, dass sie ihr Augenmerk bei der Mitarbeitersuche auf Frauen legt.
Bisher hat ihr dies bewiesen, dass auch Frauen Handwerk können und mit der Begeisterung für den Beruf auch fähig sind, körperlich anzupacken. Eine rege und wertschätzende Diskussion entwickelte sich unter den Teilnehmern zu den Themen und der eine oder andere Teilnehmer aus dem Handwerk äußerte, willig zu sein, Frauen auszubilden und einzustellen. Jedoch sei der Beruf anstellen wie den überbetrieblichen Schulen teilweise gar nicht für Frauen ausgelegt. So mangele es z. B. an Umkleiden und Sozialtrakten für Damen. Das ließ einige Teilnehmer staunen.
Eine weitere potenzielle Zielgruppe für das Handwerk seien Studienabbrecher, die man verstärkt für das Handwerk begeistern sollte, bevor sie zumeist in die Industrie abwandern. Auch Eltern müssen überzeugt werden, dass ein Handwerksberuf für den Nachwuchs Perspektiven bietet. Handwerk umfasse nicht nur schwere körperliche Arbeit, Handwerk erhalte gesund und die Wahrscheinlichkeit eines Burnouts sei gemindert. Handwerk umfasse zudem anspruchsvolle Managementaufgaben. Einig waren sich alle: Handwerk ist toll, aber das Image muss aufpoliert werden.
„BESSER MACHEN!“
Nach den KreativClubs schloss sich der Wettbewerb „BESSER MACHEN! – IdeenJam für das Handwerk von morgen in der Elberegion Meißen“ an. Bis Ende November 2021 wurden Vertreter der Kultur- und Kreativwirtschaft aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die erste Konzepte, kreative Ideen und Lösungen für ein zukunftsfähiges Handwerk entwickeln, gesucht. Die zehn besten Ideen werden in einem kostenfreien eintägigen IdeenCamp am 1. April 2022 zu konkreten Projekten gemeinsam mit den Handwerkern weiterentwickelt und in einer Abschlussveranstaltung im März mit insgesamt 10.000 Euro prämiert.
(KHS)