Um Denkmäler, lebende Zeugnisse unserer Geschichte, zu bewahren, müssen sie erhalten werden. Für dieses Ziel wurde durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in Trägerschaft der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste bundesweit für Jugendliche ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Denkmalpflege in sogenannten JugendBauhütten eingerichtet. Vorbild dafür waren mittelalterliche Bauhütten, in denen gemeinsam gearbeitet und gelebt wurde. Hier lernten damals die Gesellen vom Meister noch an Originalen.
Für uns als Kreishandwerkerschaft ist es eine weitere hervorragende Möglichkeit, junge Menschen für unser regionales Handwerk zu begeistern.
Im September 2022 begann für zwei neue junge Leute ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der Denkmalpflege in der Einsatzstelle Riesa der Sächsischen JugendBauhütten.
Annalena Hammer aus Strehla und Sean Luca Bernhardt stellen sich vor:
Mein Name ist Annalena Hammer und ich bin 20 Jahre alt und wohnhaft in Strehla. Meinen Realschulabschluss erhielt ich 2020 am Sportzentrum Riesa. Nach einer Zeit der beruflichen Orientierung bewarb ich mich um eine Ausbildung als Fachverkäuferin. Schnell wurde klar, dass mir dieser Beruf nicht liegt.
Ich hatte zuvor wenig Berührungspunkte mit dem Handwerk und suchte eine Möglichkeit, mich möglichst umfangreich auszuprobieren. Als ich das Arbeitsamt um eine aktuelle Liste zu Handwerksfirmen mit Praktika-Angebot bat, stellten sie mir explizit diese Stelle für ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Denkmalpflege vor. Ich sollte mir das nicht wie Parkpflege vorstellen, sondern als eine Möglichkeit zum Erlernen der traditionellen Handwerkstechniken.
Am nächsten Tag wurde ich vorstellig und war mir sicher, dass es eine Chance ist, die vielen anderen jungen Menschen verweigert bleibt. Wenn man mit den typischen Aussagen zu kämpfen hat, wie „das ist zu schwer für deinen Körper“, „das ist keine Arbeit für eine Frau“, geht die eigene Überzeugung verloren. Gegen diese Vorurteile wird in der Schule nicht aufgeklärt und nicht jede hat die Unterstützung oder das Durchsetzungsvermögen, es trotz allen Einflusses auszuprobieren.
Im Laufe der Berufsorientierung erfährt man wenig über die handwerklichen Berufe. Man erhält Informationen zu Studiengängen, Tagesausflüge in die Universitäten und Führungen mit Vorträgen, doch über das Handwerk zu sprechen, wird hier vernachlässigt.
Die JugendBauhütten fördern junge und angehende Handwerker und geben die Möglichkeit, sich den vollen Umfang vom Handwerk bewusst zu machen, sich auszuprobieren und ein Gefühl dafür zu bekommen.
Durch den Kontakt zu Handwerkern in der Region war mir ein Praktikum in einer Tischlerei möglich. Das positive Feedback zeigt
mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin und die Chance habe, mein Können zu beweisen und mir einen Ruf durch meine Leistung und mein Talent als Grundlage meines Berufswegs zu erarbeiten.
(Annalena Hammer)
Mein Name ist Luca Bernhardt, ich komme aus Meißen und bin 20 Jahre alt. Im Jahr 2009 wurde ich eingeschult und habe im Jahr 2022 mein Abitur an der Freien Werkschule Meißen abgeschlossen.
Über eine E-Mail der Schule bin ich auch auf das Angebot eines Freiwilligen Sozialen Jahres in der Denkmalpflege aufmerksam geworden. Die Gründe für meine Bewerbung waren dabei unterschiedlich. In erster Linie haben mich meine Eltern dazu ermutigt, mich für diese Stelle zu bewerben. Eigentlich hatte ich vor, direkt nach meiner Schulzeit zu studieren. Dennoch habe ich in meiner Freizeit der letzten Jahre viele handwerkliche Arbeiten geleistet. Hauptsächlich handelte es sich dabei um Holzarbeiten, weswegen ich sehr interessiert an einer Tischlerlehre war. So bin ich auch zu einem kurzen, doch spannenden Tischlerpraktikum gekommen.
Über die Jahre hat sich an dem Interesse und Spaß, den ich während dieser Arbeit empfunden habe, nichts geändert. Dennoch war mir von Anfang an klar, dass ich auch das Abitur absolvieren möchte und in diesem Zusammenhang habe ich meine Bewunderung für die Architektur entdeckt. Deshalb hatte ich gehofft, mir im FSJ wichtiges Wissen aneignen zu können, welches ich in Zukunft gebrauchen kann. Als letzten Grund kann
ich die Ausübung handwerklicher Tätigkeiten hinzufügen. Mir war es wichtig, eine Arbeitswelt zu sehen, die ich vorher nicht kannte. Ich wollte gerne körperlich aktiv werden und schwere Arbeit mit den Händen verrichten. Man könnte sagen, ich wollte noch einmal richtig mit anpacken, um später sagen zu können „Ich weiß wie das ist“. Doch meine Pläne für die Zukunft haben sich in Richtung Studium verfestigt und ich bin mir sicher, dass sich das nicht mehr ändern wird. Relevant für das Handwerk und für die Denkmalpflege wird dabei das Architekturstudium bleiben.
Meine Vergangenheit habe ich in der Schule verbracht, momentan möchte ich gerne in der Werkstatt tätig sein und in Zukunft stelle ich mir vor, beides zu verbinden, indem ich als Architekt an Bauprojekten teilnehmen kann.
(Luca Bernhardt)