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Peter Liebe, Kreishandwerksmeister

Liebe Leserinnen,
Liebe Leser,

wie überall ist die aktuelle Lage für sehr viele Handwerksbetriebe schwierig. Die schon seit Längerem anhaltende Materialknappheit und die damit verbundenen extremen Preissteigerungen, die dramatische Energiepreiserhöhung und die Inflation verunsichern unsere Betriebe im Handwerk. 

Die angekündigte Erhöhung der zukünftigen Kosten der Energie, insbesondere beim Gas, macht eine verlässliche Kostenkalkulation äußerst schwierig. Das alles führt dazu, dass viele Aufträge nur noch als Minusgeschäft zu erfüllen sind, was auf Dauer kein Betrieb aushalten kann. Bereits jetzt werden Investi­tionen (insbesondere bei der öffentlichen Hand) nicht kalkulierbar und werden eher zurückgestellt oder, was noch schlimmere Auswirkungen haben wird, ganz eingestellt.

Beispielsweise fehlt es im Tiefbau an Stahl und Bitumen, im Kfz-Handwerk sind Ersatzteile nicht erhältlich und bei den Sanitär-Heizungs- und Klimamonteuren sind Wartezeiten für spezielle Heizungsanlagen von bis zu einem halben Jahr Realität geworden. All‘ das bringt viele Betriebe in eine nicht kalkulierbare Schieflage und damit an den Rand ihrer Existenz.

Nun liegt es mir fern, an dieser Stelle ein Horrorszenario aufzuzeichnen. Es soll vielmehr deutlich gemacht werden, dass auch oder besonders das Handwerk staatlicher
Unterstützung bedarf. Man legt eine staatliche Energieumlage fest, um die hohen Energie­preise für den Energieversorger zu kompensieren. Die Bundesregierung setzt ab Oktober 2022 eine Umlage zur Entlastung der Gas-Importeure in Kraft. Damit müssen alle Gas-Kunden trotz laufender Verträge vor dem Winter mit zusätzlichen Kosten rechnen. 

Wann gibt es zur Entlastung des Handwerks eine Umlage? Handwerk ist regional, sozial, nachhaltig und kann für Energieeffizienz sorgen. Es sichert Arbeit und Ausbildung im eigenen Land und schafft damit Wohlstand. Genügend Argumente für eine ernsthafte Über­legung, meine ich.

Der Staat soll nicht alle Risiken abfedern. Aber dort, wo er mit Unterstützungsprogrammen hilft, dürfen die kleinen und mittleren Betriebe
nicht außen vor bleiben! Unterstützung muss
ehrlich und einfach sein. Sonst verpufft die wohlgemeinte Unterstützung an den bürokratischen Hürden, insbesondere bei kleineren Betrieben. Ich glaube, zu diesem Thema haben wir alle bei der Bewältigung der Corona­krise gelernt. 

Optimistisch möchte ich bemerken, dass wir uns freuen, bald den Junggesellen unseres Kreises bei der Freisprechung ihre Gesellen­briefe feierlich überreichen zu dürfen. Es ist ein guter „Jahrgang“, denn auch dieses Jahr werden wir den Ausbildungspreis der Kreishandwerkerschaft vergeben können. Es macht Mut, zu sehen, wenn sich junge Leute in ihrer Ausbildung engagieren und mit herausragenden Leistungen abschließen. 

In diesem Sinne verbleibe ich mit handwerklichen Grüßen

Ihr Kreishandwerksmeister

Peter Liebe