
Kreishandwerksmeister Peter Liebe bei der Ausstellungseröffnung im Gespräch mit Thomas A. Geisler dem Direktor des Kunstgewerbemuseums
„Ausstellungen sind immer auch Bildungsreisen“, so beschreibt der Direktor des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Thomas A. Geisler, die neue Sonderausstellung im Japanischen Palais. Über dem Eingang steht die Frage „Was ist Handwerk?“ – Die Antwort darauf soll der Besucher in sechs Themenbereichen, die das Verhältnis zwischen lokaler und globaler Produktion, Meisterschaft und Hobby, Einzelstück und Serie, Kopf- und Handarbeit, Luxus und Notwendigkeit, Fortschritt und Tradition betreffen, selbst finden.
Aus verschiedenen Perspektiven wird mit Hilfe von mehr als 150 Objekten, Bildern, Infografiken, Ton- und Filminstallationen sowie Mitmach-Stationen ein Bild des Handwerks geformt, das über die eindeutige Tätigkeit des Berufs oder einer Branche hinausgeht. Mythen, Annahmen und Zuschreibungen zeigen sich in „Mythos Handwerk. Zwischen Ideal und Alltag“ je nach Sichtweise auf, wie Handwerk traditionell, authentisch, regional, individuell, aber auch innovativ ist.
Herrnhuter Sterne, die vor hundert Jahren patentiert wurden, hochwertige Bürsten, die von sehbehinderten Menschen in der Dresdner Bürstenmanufaktur gefertigt werden, sind ebenso Teil der Ausstellung wie ein Roboter der Handwerkskammer Dresden und Exponate aus der offenen Werkstatt der Kreishandwerkerschaft Region Meissen. Schon seit 2018 arbeitet, die Kreishandwerkerschaft Region Meissen mit Thomas Geisler, der zu diesem Zeitpunkt noch Geschäftsführer des Werkraum Bregenzer Wald in Österreich war, zusammen. Im Rahmen des W!R Projektes entstand eine Kooperation, die dazu führte, dass Exponate der Offenen Werkstatt in Riesa Teil der Ausstellung wurden. „Wir werden uns intensiv an der Präsentation beteiligen und unsere Ideen einbringen“, beschreibt Jens-Torsten Jacob, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Region Meissen, das Engagement der Handwerker aus dem Elbtal.
In einem Schülerwettbewerb soll das Thema „Mythos Handwerk“ aus Sicht von Förderschülern und Gymnasiasten aus Riesa von der Idee bis zu einem Produkt Form annehmen. Dabei werden die jungen Menschen in ihrer eigenen Interpretation gefordert sein. Begleitet wird Sonderausstellung mit sechs Werkbankgesprächen, „die wiederum Handwerk in das Gespräch mit verschiedenen Akteuren bringen soll“ – so Jacob am Rande der Ausstellungseröffnung.
Auch Kreishandwerksmeister Peter Liebe konnte während des Eröffnungsabends im Innenhof des Japanischen Palais die vielfältigen Dimensionen des Handwerks in der Region Meissen betonen und zeigte dem Publikum aktuelle Perspektiven aus dem Alltag von Betrieben in seinem Verantwortungsbereich auf, die ebenfalls in die Betrachtung der Ausstellung einfließen können. „Hier ist man eine Verbindung zwischen Design, Kunst, Geschichte und gesellschaftlicher Verankerung eingegangen – sehr interessant und regt zum Nachdenken an. Man kann sagen, es sollte sich jeder angucken“, so bilanziert Jens-Torsten Jacob seine Wahrnehmung der Ausstellung „Mythos Handwerk. Zwischen Ideal und Alltag“.
Dresden ist die dritte Station der Kooperations-Ausstellung, die 2022 im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main sowie 2024 und 2025 im vorarlberg museum in Bregenz, Österreich zu sehen war. Jede Station weitet den Blick auf die Vielfalt des Handwerks und verbindet das nachhaltige Prinzip der Wanderausstellung mit den individuellen und regionalen Besonderheiten des jeweiligen Gastgebers. Das Japanische Palais ist Besucherinnen und Besuchern als Ausstellungsort für handwerkliche Themen vertraut und beherbergte zuletzt „Ode an das Handwerk“ (2023–24). Im September 2025 setzt sich diese inhaltliche Tradition mit der Schau zum Richard-Bampi-Preis und „Die blauen Schwerter. Meissen in der DDR“ fort.
Bis zum 21. Dezember 2025 ist immer Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr „Mythos Handwerk. Zwischen Ideal und Alltag“ im Japanischen Palais geöffnet.
Fotos: KHS

Die Offene Werkstatt Riesa präsentiert sich mit vielfältigen Ausstellungsstücken im Japani- schen Palais in Dresden zur Ausstellung „Mythos Handwerk“