Zu einem Innovationsclub mit dem Thema „Die Last der Last – Einsatz von Exoskeletten im Handwerk“ hatte die Kreishandwerkerschaft Region Meißen gemeinsam mit der Innovationsakademie des Handwerks der Elberegion Meißen e.V. am 15. Mai 2024 an die Werkbank in der Offenen Werkstatt eingeladen. In einem einführenden Impulsvortrag erläuterte die Riesaer Fachärztin für Orthopädie i.R. Sabine Gueffroy die arbeitsbedingte Belastung des Stütz- und Bewegungsapparates. Dabei ging es um die Druckkraft an der Lendenwirbelsäule, Flüssigkeitsversorgung der Bandscheiben sowie das richtige und das falsche Heben von Gegenständen. Für Sabine Gueffroy ist es wichtig, dass jeder ein Gefühl für die eigene Haltung hat und dabei in Bewegung bleibt. Eine Automatisierung der Arbeitsprozesse und der Einsatz von ent- lastenden Hilfsmitteln, wie einem Exoskelett, kann ganz entscheidend zur Entlastung des Stütz- und Bewegungsapparates beitragen.
Im Anschluss daran erläuterte Daniel Hübschmann von der Handwerkskammer Dresden den Einsatz von Exoskeletten im Handwerk. Ganz praktisch wurde es dann, als Katharina Kremtz von der HILTI Deutschland AG die beiden Modelle EXO-S und EXO- T-22 vorführte. Das EXO-S bietet mit seinen 2,4 kg eine volle Bewegungsfreiheit und entlastet Schultern und Nacken. Die Belastung der Schultermuskulatur wird um bis zu 60 Prozent reduziert und beugt durch die einstellbare Stützkraft für verschiedene Überkopf-Anwendungen damit einer körperlichen Belastung vor. Mit dem EXO-T-22 sind Wandarbeiten, wie Abbruch, Bohrungen, Abtrag sowie der Fliesenabbruch, möglich, denn das Exoskelett nimmt das gesamte Gerätegewicht für Kombi- und Meißelhämmer der 5-15-kg-Klasse von den Armen ab. Die elektronische Steuerung regelt ohne Verzögerung und lässt das Gerät mit einer integrierten Fernbedienung schwerelos erscheinen. Eine flexiblere Anwendung bietet der Thorax SSM, den Thorsten Raabe von der ax- ligthness GmbH zeigte. Der Thorax SSM ist aber kein klassisches Exoskelett, sondern zählt zu den Orthesen. Beim Heben von Lasten oder dem Halten von Fertigungsgütern unterstützt der Thorax SSM die Wirbelsäule durch seine Traglastoptimierung. Gleichzeitig hilft seine natürliche Erinnerung, den Körper in eine aufrechte Position zu bringen, und entlastet die Wirbelsäule. Durch die durchgehende Freiheit der Beweglichkeit kann der Thorax SSM während der gesamten Tätigkeit im Handwerk genutzt werden. Abschließend erläuterte Christian Scheffler von der Universität Leipzig das Studentenprojekt „Vermietservice von Tools zur Arbeitserleichterung bei körperlicher Arbeit“. Eine Studentengruppe beschäftigt sich im Sommersemester mit dem Ansatz, ob eine Verleihstation von Exoskeletten im ländlichen Raum ein tragfähiges wirtschaftliches Konzept wäre. Nach den spannenden Impulsbeiträgen diskutierten die Teilnehmer gemeinsam unter der Leitung von Moderator Silvio Günzel mit den beteiligten Referenten.
(Holger Mucke)