Zum diesjährigen Neujahrsempfang hatte die Kreishandwerkerschaft Region Meißen für den 10. Januar 2025 wiederum in den Meißner Burgkeller eingeladen. Unter den zahlreich erschienenen Gästen waren neben dem Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen Michael Kretschmer und der Vizepräsidentin der Handwerkskammer Dresden Frau Ines Briesowsky-Graf viele Obermeister und Mitglieder der Kreishandwerkerschaft sowie die Ehrenobermeister und Ehrenmitglieder, Bürgermeister der Region, Politiker des Sächsischen Landtages und Vertreter aus der Wirtschaft, von Versicherungen und der Presse.
Kreishandwerksmeister Peter Liebe eröffnete den Empfang und bat seinen Stellvertreter Roberto Heilscher um das traditionelle Zeremoniell. In seiner Eröffnungsrede sprach Peter Liebe die Sorgen der Handwerkerschaft an und ging auch auf den eben geschlossenen Koalitionsvertrag ein, mit dem man aus Handwerkersicht nicht einverstanden sei. „Wo bleibt denn der versprochene Bürokratieabbau? Statt weniger wird es immer mehr“, verwies er auf das neue Qualifizierungszeitgesetz.
Erfreut zeigte er sich mit Blick auf die Beibehaltung der Kopfnoten auf Zeugnissen und auch darüber, dass der Passus zum längeren gemeinsamen Lernen Eingang gefunden habe. Eine der wichtigsten Aufgaben aber sei die Beseitigung der Schieflage der kommunalen Haushalte. Der Kreis Meißen, wie auch andere, ist quasi pleite. „Hier können allenfalls die hoheitlichen Aufgaben erfüllt werden, aber für Investitionen fehlt jeglicher Spielraum und das besorgt uns“, so Peter Liebe weiter. „Nicht zuletzt, weil die Kommunen eben auch wichtige Auftraggeber für das Handwerk in der Region sind.“
Anstelle des traditionellen Handwerkerwortes übergab Herr Liebe anschließend Prof. Dr. Utz Dornberger das Wort zum Thema „Woher kommen die Unternehmer der Zukunft?“ Dieser ging in seiner Rede auf die Gründungsmüdigkeit und fehlende Nachfolge in Unternehmen ein und ist darum gemeinsam mit dem Handwerk auf der Suche nach entsprechenden Lösungen.
Wurden vor zehn Jahren noch ca. 400.000 Firmen gegründet, so waren es in ganz Deutschland zuletzt weniger als 50 Prozent. Prof. Dr. Dornberger, der an der Leipziger Universität lehrt, sieht in der allgemeinen Entwicklung, dem sinkenden Ehrgeiz, aber auch den neuen Werten der jungen Generation die Gründe dafür, dass sich weniger entschließen, Betriebe zu gründen oder zu übernehmen. Darüber hinaus, so Prof. Dr. Dornberger weiter, leide das Ansehen der Unternehmer und wirtschaftlicher Sachverstand würde an Schulen und Universitäten zu wenig vermittelt. Er rief die Handwerker auf, mehr Werbung für sich zu betreiben, sonst gäbe es irgendwann niemanden für die Fortführung der bestehenden Betriebe. Ministerpräsident Kretschmer griff in seiner Rede Themen seiner beiden Vorredner auf. Mit Blick auf die ernste Finanzlage auf kommunaler und auch auf Landesebene räumte er ein: „Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten sehr intensive Debatten darüber führen müssen, was künftig alles nicht mehr geht.“ An der finanziellen Schieflage in den Regionen trägt allein die Bundesregierung die Schuld, so seine Sicht. Angesichts des fehlenden Nachwuchses im Handwerk verfolge auch die Landesregierung den durch Prof. Dornberger angesprochenen Kurs. Man wolle die Firmen unterstützen, sich für den Nachwuchs zu öffnen. Der personelle und finanzielle Mehraufwand lohne sich, so Ministerpräsident Kretschmer abschließend.
Vizepräsidentin Briesowsky-Graf hatte ursprünglich eine andere Rede halten wollen. Zunächst übermittelte sie den Anwesenden herzliche Grüße des Präsidenten der Handwerkskammer Dresden, Jörg Dittrich. Sie sprach über ihre Erfahrungen bei Firmenbesuchen, wo ihr mehr und mehr Hoffnungslosigkeit entgegentrete. In ihrem Unternehmen selbst spüre sie ebenfalls die bürokratischen Zwänge, die dem eigentlichen Inhalt des Handwerksbetriebes viel Zeit kosten. Abschließend ging sie auf eine antike Broschüre von 1931 ein. Erstaunlich, schon damals standen die Handwerker vor ähnlichen Problemen. Kreishandwerksmeister Peter Liebe dankte allen Rednern für deren konstruktive Ansprachen und bat sie zum traditionellen Neujahrstrunk auf die Bühne. Dachdeckermeister Roberto Heilscher löschte anschließend die Kerze und schloss die Lade. Daraufhin lud Peter Liebe alle zum deftigen Handwerkeressen ein. An dieser Stelle sei dem Meißener Burgkeller für die sehr gute Vorbereitung und Ausgestaltung des Saales gedankt. (KHS)

Traditioneller Neujahrstrunk

Mitglieder des Vorstandes begrüßen Ministerpräsident Kretschmer

Stellvertretender Kreishandwerksmeister Roberto Heilscher beim traditionellen Zeremoniell

Frau Briesowsky-Graf bei ihrer Rede

Die zahlreich erschienenen Gäste verfolgen interessiert die Ansprachen
Fotos:KHS