Um Denkmäler, lebende Zeugnisse unserer Geschichte, zu bewahren, müssen sie erhalten werden. Für dieses Ziel wurde durch die Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Trägerschaft der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste bundesweit für Jugendliche ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Denkmalpflege in sogenannten Jugendbauhütten eingerichtet. Vorbild dafür waren mittelalterliche Bauhütten, in denen gemeinsam gearbeitet und gelebt wurde. Hier lernten damals die Gesellen vom Meister noch an Originalen.

Für uns als Kreishandwerkerschaft ist es bereits das dritte Jahr, in dem wir junge Menschen innerhalb des FSJ und unter Anleitung des Einsatzstellenleiters Heiko Bieber für unser regionales Handwerk begeistern können.

Hier stellen sich die jungen Leute einmal selbst vor:

Chris Kunstmann

Mein Name ist Chris Kunstmann, ich bin 17 Jahre alt und komme ursprünglich aus einer kleinen Stadt in Schleswig-Holstein, nicht weit von Hamburg entfernt. Zurzeit wohne ich in Riesa. Meinen Hauptschulabschluss habe ich 2022 an einer schwedisch-englischen Schule in Schweden gemacht und im Folgejahr 2023 meinen MSA in Elmshorn absolviert. Danach wollte ich eine kleine Pause von der Schule. Meine Großmutter machte mich auf ein FSJ in der Denkmalpflege aufmerksam. Ich war schon immer am Handwerk interessiert, von Holzbau und Schnitzen bis hin zum Töpfern. Ich war mir aber nie ganz sicher, was mir am besten gefallen würde. Es war schon immer mein Traum, mein eigenes Haus zu bauen oder ein bestehendes Haus zu renovieren und umzubauen mit selbst entworfenen Möbeln und Dekorationen. Da kam mir ein FSJ in der Denkmalpflege mit Fokus auf das Handwerk natürlich gelegen. An- fangs habe ich noch nach Stellen in meiner Nähe gesucht und war mit den Bewerbungen auch schon ziemlich spät dran, aber in einer Broschüre über die Jugendbauhütten hat mich das Seminarangebot von Sachsen am meisten angesprochen, da man dort in vielen verschiedenen Workshops interessante Techniken, wie z. B. Schmieden, Keramikmalerei, Buchbinden und Vergoldungstechniken, ausprobieren konnte. Ich wurde dann auch ziemlich schnell zu einem Bewerbungsgespräch in Görlitz eingeladen und mir wurde schon nach ein paar Minuten die Mobile Einsatzstelle in Riesa angeboten. Ich habe zugesagt und bin nach Sachsen gezogen. Das FSJ ist vielfältig und hat mir geholfen, einige Erfahrungen zu sammeln. Ich durfte mich in zwei Fremdanleiterseminaren beim Tischler und Stuckateur ausprobieren und letzteres hat mich wirklich angesprochen. Ich plane, das FSJ noch um sechs Monate zu verlängern, um noch mehr Zeit zu haben und mich dann, wenn nichts dazwischen kommt, im Januar nächsten Jahres bei einigen Stuckateur-Unternehmen für eine Ausbildung zu bewerben. Gerne würde ich dafür dann wieder zurück in die Heimat im Norden ziehen, wenn ich dort etwas Passendes finde. An Restauration bin ich auch interessiert und hoffe, dass ich mich auch in diesem Bereich in den kommenden Monaten noch ausprobieren kann.

Greta Luise Rabe

Mein Name ist Greta Luise Rabe. Ich bin 21 Jahre alt. Als drittes von fünf Kindern wuchs ich in einem sehr kleinen Dorf bei Colditz in einem alten Pfarrhaus auf. Mein Leben lang war ich umgeben von alten Mauern – Zimmern, in denen es keinen rechten Winkel gab, tiefen, etwas gruseligen Vorratskellern, Tieren, Baustellen an und in unserem Haus und dem Geruch nach Farbe, Lehmputz, Erde oder auch frisch gebackenem Brot aus unserem Lehmbackofen im Garten. Der Geruch nach Hühner- und Schweinemist durfte auch nicht fehlen. Schon seit ich klein war, achteten unsere Eltern darauf, uns ein Bewusstsein für unsere Umwelt mitzugeben und uns dazu zu ermutigen, Dinge zu erschaffen, im Garten zu arbeiten, selbstständig zu denken, zu planen und zu bauen. All diese Eindrücke und Gaben prägten mich und für mich war früh klar, dass ich eines Tages ins Handwerk gehen möchte. Seit der sechsten Klasse war es mein Wunsch, Goldschmiedin zu werden. Seit vielen Jahren stelle ich in meiner Freizeit schon Schmuck her. Eine chronische Augenerkrankung, die 2020 diagnostiziert wurde, zwang mich dazu, diesen Berufswunsch aufzugeben. Nach meinem Abitur im Sommer 2023 brauchte ich Zeit, um meine Gedanken zu sortieren und herauszufinden, was ich werden möchte. Mein Vater hatte mir schon früher von der Jugendbauhütte erzählt, wo auch er als junger Mann war, und dieser Ort schien mir sehr geeignet, um herauszufinden, wozu ich in der Lage bin, ob eine Ausbildung im Handwerk überhaupt möglich ist. Hier wurde mir die Möglichkeit geboten, handwerkliche Fähigkeiten zu erlernen, meine kreativen Ideen mit einfließen zu lassen, mein Können zu erproben und zu beweisen. Ich habe festgestellt, dass mein Sehvermögen nicht ausreicht, um einen handwerklichen Beruf auszuüben, daher bewerbe ich mich gerade für eine Ausbildung zur Physiotherapeutin, aber was ich hier gelernt habe, bleibt mir für immer erhalten und wird mir gute Dienste leisten, wenn ich mein eigenes altes, denkmalgeschütztes Haus restaurieren werde. Dann natürlich wieder in einem kleinen Dorf bei Colditz.

Hannah Friebel

Mein Name ist Hannah Friebel. Ich bin 21 Jahre alt und wohne in Glaubitz. Vor zweieinhalb Jahren habe ich mein Abitur am Christlichen Gymnasium Rudolf Stempel in Riesa gemacht. Als ich danach begann, Grundschullehramt zu studieren, bemerkte ich jedoch, dass mir weder das Fachgebiet noch der sehr theoretische Lehrweg besonders lagen. Während dieser Zeit entdeckte ich aber auch das Nähen für mich und stellte dadurch fest, dass mich handwerkliche Tätigkeiten deutlich mehr interessieren. Durch einen Bekannten in der Kreishandwerkerschaft Region Meißen wurde ich auf das FSJ bei den Jugendbauhütten aufmerksam gemacht und sah darin die Möglichkeit, mich im Handwerk zu orientieren. Zudem war es eine willkommene Chance, mein zu diesem Zeitpunkt sehr hektisches Leben wieder zu entschleunigen und neue Sicherheit zu finden. Bis jetzt habe ich die Entscheidung zu diesem FSJ nicht bereut. Ich lerne immer wieder Neues dazu. Vor allem die Vielfalt der Tätigkeiten ist dabei ein wichtiger Faktor, der alles sehr abwechslungsreich gestaltet. Wir alle haben zudem die Chance, unsere individuellen Interessen zu vertiefen. Da ich sehr kreativ bin, würde ich gerne eine Ausbildung zur (Maß-) Schneiderin oder Maskenbildnerin machen, jedoch helfen mir meine jetzigen Tätigkeiten, auch andere Optionen zu erkennen und in Betracht zu ziehen.

Martha Schäuble

Mein Name ist Martha Schäuble, ich bin 19 Jahre alt und komme aus Halle an der Saale. Auf die Jugendbauhütte Sachsen bin ich durch eine Internetrecherche gestoßen. Mir war nach dem Abitur klar, dass ich nicht sofort in ein Studium starten würde – da ich gerne praktische Erfahrungen machen wollte – und so suchte ich nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr im Handwerk. Das Interesse für das Handwerk habe ich von meinem familiären Umfeld vermittelt bekommen, jedoch erschien es mir auch im Hinblick auf meinen Studienwunsch sinnvoll, da ich nach dem FSJ gerne Architektur studieren würde. Bei meiner Recherche im Internet stieß ich unmittelbar auf die deutschlandweit agierenden Jugendbauhütten und bewarb mich in Sachsen. Der damalige Leiter der Jugendbauhütte Sachsen konnte mir in einem Bewerbungsgespräch besonders die Mobile Einsatzstelle in Riesa empfehlen, da ich dort in viele handwerkliche Bereiche Einblick erhalten könne. Also fuhr ich zu einem kurzen Kennenlernen nach Riesa in die Offene Werkstatt, wo mir Heiko Bieber, unser Einsatzstellenleiter, eine Vorstellung von der Arbeit dort vermittelte. Das Spannende an Riesa war für mich der Fokus auf das praktische und vor allem vielseitige Wirken im Bereich des Handwerks mit Fokus auf die Denkmalpflege. Seit Beginn des FSJs, Anfang September, habe ich bereits vielfältige Einblicke erhalten und viel kennengelernt. Die Abwechslung zwischen der Arbeit in der Offenen Werkstatt, der Arbeit im Rittergut sowie dem Seminarangebot haben mir bereits dabei geholfen, meinen Wunsch nach einem Architekturstudium zu vertiefen und mir viel Wissen mit an die Hand gegeben. Ich habe in meiner bisherigen Zeit in Riesa auch mitbekommen, dass das Handwerk nach Auszubildenden sucht und sehe eine große Chance darin, auch Frauen aktiver für eine Ausbildung anzuwerben. Auch wenn sich vieles bereits gebessert hat, spürt man nach wie vor Vorurteile, die unter Umständen Frauen daran hindern könnten, handwerkliche Berufe zu ergreifen. Mir persönlich zeigt das FSJ, wie viel Freude ich am handwerklichen Arbeiten habe und wie viele Möglichkeiten es gibt, mich in diesem Feld auszuleben. Das motiviert mich dazu, auch bei einem akademischen Werdegang mit dem Handwerk in engem Kontakt zu bleiben.

(JugendBauhütten)