Marcus Kahl, Ausbildungsstättenleiter Erstaus- und Weiterbildung, Qualifizierungszentrum Riesa GmbH
Marcus Kahl, Ausbildungsstättenleiter Erstaus- und Weiterbildung, Qualifizierungszentrum Riesa GmbH

Erste Veranstaltung der Innovationsakademie des Handwerks der Elberegion Meißen e. V. zur Zukunft der Offenen Werkstatt Riesa

Mit einem Blick in Richtung Zukunft eröffnete der Vereinsvorsitzende Jens-Torsten Jacob am Mittwoch, dem 28. September 2022, die erste offizielle Veranstaltung des jüngst gegründeten Vereins Innovationsakademie des Handwerks der Elberegion Meißen e. V. Der Einladung folgten rund 25 Gäste aus Vertretern von Wirtschaft und Handwerk.

Projektleiterin und Geschäftsführerin der Qua­lifizierungszentrum Region Riesa GmbH, Sybille Stenzel, schloss sich den Worten an und erläuterte, wie aus der einstigen Außenstelle des Beruflichen Schulzentrums die heutige Offene Werkstatt für Jugendliche ab zwölf Jahren wurde. Neben den AGs bietet die Werkstatt Handwerker-Camps und Hack­athons an. Ziel dieser Angebote ist nach wie vor, dass regionale Handwerker hautnah mit den Jugendlichen arbeiten und sie so für das Handwerk begeistern. Mit Blick in die Zukunft hat sich die Offene Werkstatt dem Bundesverband der Schülerlabore als Mitglied angeschlossen. Im Rahmen verschiedener Aktionen des Verbandes, wie „Schüler experimentieren“ und „Jugend forscht“, ist nun möglich, sich mit den Schülern und Jugendlichen aktiv zu beteiligen. Außerdem ist für die Projektfortsetzung und die Etablierung der Angebote in der Innovationsakademie die Anschaffung neuer Maschinen, z. B. eines Schweißroboters, geplant. Die Jugendlichen, aber auch Auszubildende, sollen so die Möglichkeit erhalten, an neue Technologien herangeführt zu werden.

Marcus Kahl, Ausbildungsleiter in der Qualifizierungszentrum Region Riesa GmbH, stellte eine dieser Technologien, die additive Fertigung, als solche vor. Interessant war dabei, dass bereits das Schnurkeramikverfahren aus der Steinzeit eine Art additives Fertigen darstellte. Durch Zugabe von Rohstoffen wird aus dem Nichts ein Endprodukt. Additive Fertigung heute ist mit Metall über Pulver oder Draht bis hin zur Arbeit mit Folie oder Blech möglich.

Mit den Worten, dass die Digitalisierung auch im Handwerk einziehen wird und dass man mit diesem Trend gehen muss, um zukunftsfähig zu sein, leitete Dr. Arnd Friedrichs, Experte für Innovationsmanagement und Technologie-Screening von der Görlitzer Firma bluvis sein Referat ein. Der führende Verschleißteillieferant für Druckguss G-S-D in Görlitz möchte mit der additiven Fertigung zusätzlich zum Stammgeschäft neue Wege gehen und hat sich dem Laser Cladding (Laserauftragsschweißen) verschrieben. Mit diesem Verfahren ist eine Aufarbeitung statt eines Neukaufs von Material möglich. Übertragen auf das Handwerk, muss es sich hierbei nicht um komplizierte Verfahren oder Bauteile handeln, sondern schon eine verschlissene Welle kann aufgearbeitet werden. Wichtig ist nur, das Material und die Anwendung zu kennen.

Die Firma ALOtec aus Kesselsdorf, vertreten durch Lukas Olawsky und Danilo Wolf, fügte an: „Der 3D-Druck ist da, das Handwerk muss sich nur trauen, es anzuwenden.“ Beide stellten eine kompakte Lösung für die Verarbeitung von metallischen Drahtmaterialien mittels Lasersystemen vor. Ein spezielles Dreistrahloptiksystem mit zentrischer Drahtzufuhr ermöglicht eine richtungsunabhängige Prozessführung in einer Vielzahl von Bearbeitungspositionen. Vorteile sind eine hundertprozentige Werkstoffausnutzung, eine hohe Produktivität sowie saubere Prozessbedingungen. Es entstehen raupenförmige Schweißspuren, die sich ein- oder mehrlagig auf ebenen, runden oder frei geformten Oberflächen sowie an Kanten auftragen lassen.

Einig waren sich in der anschließenden Diskussion alle Referenten und auch Handwerker, die bereits mit dieser Technik in Berührung kamen, dass vor allem die Erfahrung den nötigen Erfolg für die Anwendung der additiven Fertigung bringe. Zwar könne man die Theorie und Praxis am Roboter als solche erlernen, doch es Bedarf zahlreicher Tests von Material und Anwendungsziel, um am Ende sinnvoll in die Nachhaltigkeit und Zukunft investiert zu haben.

Jens-Torsten Jacob griff nochmals einige Aspekte auf und fasste zusammen: „Heute wurde vorgestellt, was mit der additiven Fertigung vor allem im Bereich Metall möglich ist. Nun ist das Handwerk dazu angehalten, von der Zukunft her zu denken und zu hinterfragen, was additiv gefertigt werden kann, um zukunftsfähig zu bleiben.“

Er wies darauf hin, dass an dieser Stelle auch die Innovationsakademie beratend zur Seite steht. Im Verein geht es darum, Spezialisten zusammenzubringen und zu schauen, wie das Handwerk der Region Meißen sinnvoll vorangebracht werden kann.

Eine der nächsten Veranstaltungen, am 9. November 2022, wird sich mit der Auswertung der Umfrage im regionalen Handwerk beschäftigen. Das Teilprojekt „Kreativdialog“ im WIR!-Verbund hat spannende Erkenntnisse zum Handwerk in der Elberegion Meißen erlangen können und wird diese präsentieren.

(KHS)

Vereinsvorsitzender Jens-Torsten Jacob bei seinen Ausführungen
Vereinsvorsitzender Jens-Torsten Jacob bei seinen Ausführungen