Nach vier kräftigen Zügen aus dem Ein-Liter-Bierpokal folgte eine „schallende Ohrfeige“ für den frisch gebackenen Tischler Moritz Stech von Tischlermeister Michael Mauersberger. Diese letzte Züchtigung musste in früherer Zeit jeder junge Tischler nach bestandener Prüfung aushalten. Das eingekürzte historische Ritual der Gesellenfreisprechung wird von der Kreishandwerkerschaft Region Meißen immer zum Abschluss der Ausbildung gepflegt.
Insgesamt 34 Jungfacharbeiter verschiedenster Handwerksberufe konnten ihre Gesellenbriefe im feierlichen Rahmen entgegennehmen. Kreishandwerksmeister Peter Liebe freute sich über den guten Notendurchschnitt: „Die Ergebnisse sind besser geworden. Bei den Jungfacharbeiterinnen und Facharbeitern hat der Spruch ‚Meine Hand für mein Produkt‘ wieder eine angemessene Bedeutung. Habe ich in den vergangenen Jahren gelästert, muss ich heute lobende Worte für diesen Abschlussjahrgang sprechen. Wir freuen uns, dass das lapidare ‚Bestanden ist Bestanden‘ nicht mehr das Denken bestimmt, sondern, wie liefere ich Leistung und wie verbessere ich mich.“
Die beste Jungfachverkäuferin ist Lisa-Marie Seifert (Bäckerei Faust aus Großenhain). Fleischer Karl Deutschbein (Wild- und Landfleischerei Christoph Schempp aus Tauscha) hatte ebenfalls ein gutes Ergebnis erzielt. Zu den besten Gesellen gehörten darüber hinaus als drittbester Geselle noch Tischler Moritz Stech (Spitzgrundtischlerei Ralph Kopschina aus Coswig) sowie Bäckerin Constanze Steuer („UNSER Bäcker“ in Klipphausen). Die jungen Leute, die Facharbeiter geworden sind, haben ihre Chance genutzt.
Nach klassischer Zeremonie, bei geöffneter Zunftlade und brennender Kerze übergaben die jeweiligen Obermeister bzw. Vertreter aus den Innungen bzw. die Partner der KHS die Gesellenbriefe und Zeugnisse. Ehemalige Auszubildende in den Berufen Tischler, Dachdecker, Bäcker, Bäckereifachverkäufer, Friseure, Fleischer, Fleischereifachverkäufer und Baufacharbeiter sind nun „echte Gesellen“.
Der Facharbeiterbrief ebnet durch die Qualität der Ausbildung den Weg in die berufliche Zukunft mit vielen Karrieremöglichkeiten, auch im Ausland. Deutsches Handwerk hat weltweit einen guten Ruf. Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden, Dr. Andreas Brzezinski, beleuchtete während seiner Festrede den Begriff Freisprechung näher: „Sie haben die Freiheit, sich Ihre berufliche Zukunft selbst zu gestalten. Sie haben die Freiheit, in der einen oder anderen Firma zu arbeiten. Sie haben die Freiheit, sich ein anderes Tätigkeitsfeld zu suchen, ein anderes Beschäftigungsverhältnis und auch mehr Verantwortung zu tragen. Sie haben aber auch die Verantwortung, für sich und Ihr Leben selbst einzustehen.“ Mit einem Glas Sekt stießen die Gesellen gemeinsam mit ihren Meistern an und beim gemeinsamen Abendessen wurde über so manche Erfahrung aus der Lehrzeit geplaudert.
(Peter Noack)